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Politische Bildung in Sekundarschule und Gymnasium U16-Schüler im Saalekreis geben ihre Stimme zur Europawahl ab

Schulen in Schkopau und Querfurt machen bei der Juniorwahl mit, bei der auch Teenager unter 16 wählen dürfen. Wie das abläuft und was die Jugendlichen davon halten.

Von Isabell Sparfeld 22.05.2024, 10:00
Die Schüler der Sekundarschule „Saale-Elster-Auen" Schkopau  haben zur Juniorwahl 2024 ihre Stimme schon abgegeben.
Die Schüler der Sekundarschule „Saale-Elster-Auen" Schkopau haben zur Juniorwahl 2024 ihre Stimme schon abgegeben. (Foto: Isabell Sparfeld)

Schkopau/Querfurt/MZ. - 87,27 Prozent der Wahlberechtigten haben ihre Stimme in Schkopau abgegeben. Das ist bei den Europawahlen unvorstellbar. Die höchste Beteiligung erreichte die Bundesrepublik bei der ersten Wahl 1979 mit 65,73 Prozent. Allerdings war es in diesem Fall auch keine normale Europawahl.

Die Schüler der 8. und 9. Klasse der Sekundarschule „Saale-Elster-Auen“ durften wählen. Bei der Juniorwahl können auch Jugendliche teilnehmen, die noch nicht 16 Jahre alt sind und daher ihre Stimme nicht zur Europawahl am 9. Juni abgeben dürfen. Elf Schulen im Saalekreis beteiligen sich an dem Projekt zur politischen Bildung. An der Sekundarschule ist die Abstimmung bereits gelaufen. Dort liegen sogar schon Ergebnisse vor. Das Querfurter Burgstadtgymnasium hingegen steckt noch mitten in den Vorbereitungen.

Schüler lernen, wie Wahlen funktionieren

In Schkopau haben fünf Klassen gewählt. Die Zehntklässler gehören nicht dazu, weil sie mitten in den Abschlussprüfungen stecken. Um die Vorbereitung hat sich Sozialkundelehrer Jonathan Burgdorf gekümmert. Dabei wurde er von jeweils zwei Schülern pro Klasse unterstützt. Unter anderem haben sie Wahlbenachrichtigungen an 110 Schüler verteilt.

Das seien „zum einen unsere zukünftigen Wähler und zum anderen Klassen, die auch schon Sozialkunde haben“, sagt Burgdorf. In dem Fach habe der Lehrer die Jugendlichen auf die Wahl vorbereitet. Unter anderem recherchierten sie, wie freie Wahlen funktionieren und testeten den Wahl-O-Mat. Dann war es so weit.

Training für die richtige Wahl

Burgdorf bat die Schüler klassenweise in die Aula, die zum Wahlraum umfunktioniert wurde. Dort mussten sie ihren Personal- oder Schülerausweis sowie ihre Wahlbenachrichtigung vorzeigen, bevor sie einen Stimmzettel erhielten. Ihr Kreuz setzten die Schüler in einer Wahlkabine. Den Zettel warfen sie gefaltet in die Urne. Insgesamt läuft die Juniorwahl also fast genauso ab wie das Original.

Burgdorf ist davon überzeugt, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist und es ein großes Privileg ist, seine Stimme abgeben zu können. „Aber dazu muss man auch wissen, wie das Ganze funktioniert und dass eine Stimme auch eine Wirkung hat.“

Genau das findet auch Pia aus der 9. Klasse gut. Sie sagt, es sei cool, dass man schon mal für die richtige Wahl üben könne. Dadurch wurde die Politik auch im Freundeskreis zum Thema. Ihr 15-jähriger Klassenkamerad Matti ergänzt, dass bei ihm im Umfeld die Ampel-Koalition der Bundesregierung und die AfD viel diskutiert wurden. Dem gesenkten Wahlalter bei der Europawahl steht er leicht skeptisch gegenüber. „Ob alle so reif im Kopf sind?“, fragt sich Matti.

Wahl und Parteien sind ein großes Thema bei den Jugendlichen

Auch am Burgstadtgymnasium in Querfurt ist das Wahlalter ein Thema. Jana aus der 10. Klasse hat ähnliche Bedenken wie Matti. Es bestehe die Gefahr, dass die 16-Jährigen nicht vollständig informiert seien. Greta, die mit Jana im Wahlvorstand für die Juniorwahl ist, entgegnet, dass die Gefahr bei Erwachsenen genauso bestehe. Jugendliche seien durch den Sozialkundeunterricht informiert. Für Greta ist die Europawahl nicht nur im schulischen Umfeld ein wichtiges Thema, „weil ich mich auch freue, bei der Wahl wählen zu dürfen“, erzählt die 16-Jährige.

Die Jugendlichen sprechen in der Schule viel über die Parteien, auch wegen der Kommunalwahlen. „Man sollte sich bewusst sein, wofür die Parteien stehen, die man wählt“, sagt Jana. Die vier Schülerinnen des Wahlvorstandes engagieren sich dafür, dass ihre Mitschüler gut informiert sind. Dazu hat Sozialkundelehrer Frank Krystek, der die Juniorwahl leitet, die Wahl im Unterricht vertieft.

Die vier Schülerinnen bilden den Wahlvorstand der Juniorwahl am Burgstadtgymnasium in Querfurt.
Die vier Schülerinnen bilden den Wahlvorstand der Juniorwahl am Burgstadtgymnasium in Querfurt.
(Foto: Isabell Sparfeld)

Um das Thema auch für Schüler zu öffnen, die das Fach abgewählt haben, gestalteten sie das Schwarze Brett der Schule zur Europawahl. Das werde laut Krystek gut angenommen. Zudem streben sie an, dass die wahlberechtigten Schüler der Klassenstufen 9, 10 und 11 den Wahl-O-Mat testen.

Die Stimmabgabe findet Anfang Juni statt. Dabei läuft es ähnlich etappenweise ab wie in Schkopau. Die Schüler dürfen wählen, aber müssen nicht. „Wir hoffen auf eine höhere Wahlbeteiligung als der Bundesdurchschnitt“, sagt Krystek. Denn da das Burgstadtgymnasium eine Europaschule ist, spiele die EU immer eine Rolle. „Der Geist von Europa schwingt durch die Schule.“