Trotz Corona Trotz Corona: Psychiatrie-Chefin in Merseburg rät Hilfe nicht zu verschieben

Merseburg/Querfurt - Es ist ohnehin eine schwierige Zeit. Nicht alle Menschen fühlen sich um Weihnachten wohl, Einsamkeit, schwierige private Verhältnisse und der Jahreswechsel beschäftigen viele Patienten von Chefärztin Bettina Wilms in diesen Tagen ganz besonders. Sie benötigen Unterstützung in dieser Zeit. Doch die Ärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Carl-von-Basedow-Klinikum in Merseburg macht sich Sorgen, dass die Menschen das Krankenhaus aufgrund der aktuellen Coronalage meiden - aber das zu unrecht, wie die Medizinerin betont.
Trotz Corona Behandlungen wahrnehmen und Suizidversuche verhindern
„Nötige Hilfe sollte man nicht nach hinten schieben“, sagt Bettina Wilms eindringlich. Patienten mit depressiven Erkrankungen oder auch Suchtkranke behandele sie in der Vorweihnachtszeit regelmäßig. Doch in diesem Jahr sind es weniger. Das bereite ihr schon Sorgen, auch Rückmeldungen von Angehörigen und Betroffenen, die unsicher sind, ob sie ins Krankenhaus kommen können, habe sie erhalten. Wilms verdeutlicht daher noch einmal, dass das Aufschieben einer Behandlung oftmals schlimmer ist als ein sofortiger Besuch.
Sie fürchtet, dass Patienten erst kämen, wenn die Situation brenzlig werde. Planbare Behandlungen im Vorfeld würden dann von deutlich schwierigeren Notfällen überschattet. So könnten vermeidbare Suizidversuche oder Aufenthalte auf der Intensivstation durch eine Überdosis an Drogen auftreten. Gleichzeitig bedeute eine frühzeitige Behandlung auch, dass die Zeit im Klinikum in aller Regel kürzer sei als bei schweren Zuständen. „Wer denkt, er braucht einen Arzt, sollte gehen.“
Keine Ansteckung im Klinikum in Merseburg
Das Basedow-Klinikum habe zwei Standorte, einen in Querfurt und einen Merseburg. Bewusst habe man sich dazu entschieden, die Covid-Patienten nur an einem Standort, nämlich in Merseburg, zu behandeln. „Der Standort in Querfurt ist Covid-frei“, sagt Wilms.
Darüber hinaus seien Sorgen unberechtigt, dass man mit anderen Erkrankungen nicht ins Klinikum kommen könne. Selbst wenn das Personal derzeit stark belastet sei durch die aktuelle Infektionslage, würden Patienten mit anderen Erkrankungen ebenso behandelt.
„Nicht alle Sorgen und Probleme haben automatisch etwas mit Corona zu tun“
Dass sich Corona und die besonderen Einschränkungen auf Menschen mit psychischen Problemen automatisch negativ auswirke, könne man zudem nicht sagen, meint Wilms. Das hänge auch vom Krankheitsbild ab. Die Medizinerin erklärt am Beispiel, dass Menschen, die vor allem von Ängsten begleitet werden, die bei großen Menschenansammlungen auftreten, eher besser mit der Situation zurecht gekommen seien.
Zugleich gebe es ebenso Krankheitsbilder, die sich durch die Beschränkungen und Einsamkeit noch verstärken könnten. Sie macht jedoch auch klar: „Nicht alle Sorgen und Probleme haben automatisch etwas mit Corona zu tun.“ (mz)