Getötete Frau lag wochenlang in Haus Totschlag in Merseburg: Frau wurde vor Wochen getötet - Wurde 76-Jährige von niemand vermisst?

Merseburg - Die Haustür des zweigeschossigen Hauses ist versiegelt, der Gehweg davor abgesperrt. Im Obergeschoss steht immer noch ein Fenster offen. Im Keller des Hauses war Sonntagmittag der leblose Körper einer Frau gefunden worden, wie die MZ berichtete. Einer Passantin war beim Vorbeilaufen aufgefallen, dass im Haus immer noch die Beleuchtung des Weihnachtsbaum brennt und hatte die Polizei informiert. Die hatte sich daraufhin Zutritt zum Haus verschafft und die Tote gefunden.
„Die Obduktion hat ergeben, dass die Frau einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist“, sagte Staatsanwalt Klaus Wiechmann der MZ. Die 76-jährige Frau hatte offenbar wuchtige Schläge auf den Kopf bekommen, was zu einem Schädelbruch geführt hatte. Tatverdächtig ist der 51-jährige Sohn der Frau, den die Beamten im Haus angetroffen und zunächst vorläufig festgenommen hatten.
Totschlag in Merseburg: Staatsanwaltschaft beantragt einen Haftbefehl
„Die Staatsanwaltschaft hat beim Amtsgericht Merseburg einen Haftbefehl beantragt, der heute auch erlassen worden ist“, so Wiechmann. „Wir werfen dem Mann Totschlag vor.“ Auf die Frage, wann die Frau umgebracht wurde, sagte er: „Wir gehen davon aus, dass es im vergangenen Jahr passiert ist.“ Zum Motiv gibt es noch keine Erkenntnisse. Laut Polizei kam der Verdächtige noch am Montag in eine JVA.
Der Tatort liegt in Merseburg direkt gegenüber vom Polizeirevier Saalekreis. Entlang der Hauptstraße und in den Nebenstraßen stellen die Beamten und Mitarbeiter ihre Privatfahrzeuge ab. Was der besorgten Passantin aufgefallen ist, war offenbar keinem Polizisten aufgefallen.
Totschlag in Merseburg: 76-Jährige hatte offenbar keine nennenswerten Kontakte zur Außenwelt
Die getötete 76-Jährige hatte offenbar keine nennenswerten Kontakte zur Außenwelt oder Freunde, die sich um sie gesorgt hätten, sonst wäre ihr Tod vermutlich früher bekannt geworden. Er habe sie im Herbst mit dem Fahrrad gesehen, als sie vom Einkaufen kam, sagte ein Mann. Die Frau sei immer schick angezogen und geschminkt gewesen, hieß es außerdem. Allerdings habe sie keinen Wert auf Kontakt zu anderen gelegt. Nachbarn kennen nicht mal ihren Namen. Er habe sie im vergangenen Jahr zwei - oder dreimal bei Rasenmähen in ihrem Garten gesehen. Ansonsten habe er sie nie gesehen, sagte ein Nachbar. Hinter den Fenstern habe man ab und zu mal Licht gesehen.
Der 51-jährige Sohn soll laut Staatsanwaltschaft wieder ins Haus seiner Mutter gezogen sein, weil er seine Wohnung verloren hat. Warum er seine Mutter gewaltsam getötet haben könnte, ist für die Ermittler noch immer ein Rätsel. „Der Sohn der Toten hat bisher weder bei Polizei noch vor dem Haftrichter etwas gesagt. Er hat es vorgezogen, keine Aussage zu machen.“ (mz)