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Titelverlust Titelverlust: Geiselsee nicht mehr der größte künstlich angelegte See

Von Diana Dünschel 15.04.2019, 14:30
Östlich, unterhalb des Wäldchens, zwischen Weg und Wasser, baut eine Firma bereits in diesem Jahr 16 Ferienhäuser.
Östlich, unterhalb des Wäldchens, zwischen Weg und Wasser, baut eine Firma bereits in diesem Jahr 16 Ferienhäuser. Patrick Pleul

Braunsbedra/Cottbus - Die Tage des Geiseltalsees als größter künstlicher See Deutschlands sind gezählt. Im ehemaligen Tagebau Cottbus-Nord hat Freitag die Flutung des neuen Ostsees begonnen. Er wird mit knapp 19 Quadratkilometer Wasserfläche bis 2025 nicht nur Brandenburgs größtes Gewässer, sondern den Geiseltalsee mit 18,4 Quadratkilometer Wasserfläche als größten künstlich angelegten See Deutschlands ablösen.

Geiseltalsee nicht mehr der größte künstlich angelegte See

Dann hatte der Geiseltalsee seit Ende seiner Flutung 2012 immerhin 13 Jahre diesen Titel inne. Aber er wird weiter der größte künstlichste See Mitteldeutschlands bleiben. Außerdem hat er viele andere Qualitäten, so nach einer MZ-Umfrage die Meinung vieler Seeakteure. Braunsbedras Bürgermeister Steffen Schmitz (CDU) ist hundertprozentig davon überzeugt, dass der Verlust des Titels keinen Einfluss auf die weitere Entwicklung des Geiseltals zum Tourismusgebiet hätte.

Den Betreiber des Campingplatzes in Mücheln-Stöbnitz, Thomas Patzer, treibt die Nachricht auch keine Angstschweißperlen auf die Stirn. „Unsere zentrale Lage in Mitteldeutschland ist optimal. Deshalb legen die Leute einen Stopp bei uns ein und kommen dann wieder. Dazu kommt unsere außergewöhnliche Landschaft mit dem Weinbau als Alleinstellungsmerkmal“, zählt er aus vielen Gesprächen auf, was seine Urlauber an den Geiseltalsee lockt. Das mit dem größten künstlich angelegten See sei doch nur ein Werbeslogan. Und überhaupt wolle er erstmal abwarten, ob diese Pläne in Cottbus wirklich wahr werden.

Tagebau wurde Ende 2015 stillgelegt

Dort fließt seit Freitag - ähnlich wie einst Saalewasser in den Geiseltalsee - Wasser aus der Spree durch eine Rohrleitung in das Tagebauloch, insgesamt rund 45 Millionen Kubikmeter jährlich. Das Wasser für den neuen See kommt letztlich zu etwa 80 Prozent aus der Spree. Zirca 20 Prozent werden aus dem Grundwasser bezogen. Der Ostsee wird einmal größer als Schwieloch- und Scharmützelsee - und gut zweieinhalb Mal so groß wie der Große Müggelsee.

Im Jahr 2025 soll das Wasser die notwendige Mindesthöhe von 2,70 Meter in der Mitte des Sees erreicht haben. An den Rändern des ehemaligen Tagebaus kann es durch Gräben bis zu 30 Meter tief sein. Gesteuert wird die Flutung - ebenfalls wie beim Geiseltalsee - durch den Bergbausanierer Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV). Der Tagebau war Ende 2015 stillgelegt worden.

Keine klaren Vorstellungen

Auch über den Ostsee als neues Tourismuszentrum gibt es bereits klare Vorstellungen. So soll ein neues Hafenquartier mit Wohnungen, Gewerbe, Tourismus und Wassersport entstehen. Das Land fördert den Bau der Kaimauer. Deren Gesamtkosten liegen bei knapp 6,8 Millionen Euro. Im Oktober 2019 soll sie fertig sein. Der Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch will das Hafenquartier zu einem Öko-Stadtteil machen - CO2 -neutral.

Ideen dafür sind Hochhäuser in Holzblockbauweise, Radwege auf Photovoltaik-Platten und Fernwärme aus Seewasser-Pumpen. Der Stadtteil soll mehr Schadstoffe schlucken als er produziert. Kritiker des neuen See-Projektes gibt es übrigens auch. Aus Sicht von Umweltverbänden in der Lausitz wäre es besser gewesen, man hätte einen etwas tieferen See mit kleinerer Oberfläche angelegt. (mz/dpa)

Der Geiseltalsee hat so viel zu bieten, dass die Touristen auch dann kommen werden, wenn er nicht mehr größter künstlicher See Deutschlands ist. Davon sind die Seeakteure wie zum Beispiel die Taucher überzeugt.
Der Geiseltalsee hat so viel zu bieten, dass die Touristen auch dann kommen werden, wenn er nicht mehr größter künstlicher See Deutschlands ist. Davon sind die Seeakteure wie zum Beispiel die Taucher überzeugt.
Anja günzel