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Tierauffangstation Blösien Tierauffangstation Blösien: Streicheleinheiten für Max

Von Petra Wozny 04.01.2004, 11:27

Blösien/MZ. - "In den Anfangsjahren unserer Arbeit hatten wir gerade um die Feiertage sehr viel zu tun", schildert die Chefin. Rücksichtslose Menschen hätten gerade nach dem Fest Katzen, Hunde oder andere Kleintiere ausgesetzt. Nicht selten, so wird in der Auffangstation vermutet, waren es Tiere, die zum Fest geschenkt worden waren. Dieser Trend habe sich verändert. "Ende letzten Jahres lief es bei uns ruhig. Wir mussten zum Glück nicht raus", schildert die 47-Jährige. "Dafür haben wir jetzt deutlich mehr Arbeit in den Schulferien." Gerade in dieser Zeit würde sich so mancher seiner Haustiere "entledigen".

Den ersten Einsatz hatten Lukas - im Betrieb arbeitet noch Eheman Volker und Tochter Madelaine sowie Heike Rudloff - am zweiten Tag des neuen Jahres. Die Polizei alarmierte die Auffangstation von einem "lebenden Karton", der in der Merseburger Fichtestraße abgestellt worden war. Darin zwei erwachsene Ratten und neun ihrer Babys. "Die Tiere haben den Aufenthalt in der Kälte und die Zeit ohne Futter gut überlebt. Nun wünschen wir uns, dass die handzahmen Tiere recht schnell einen Besitzer finden", sagt Birgit Luka der MZ. Das wünscht sich das Team der Auffangstation auch für Max, einen lieben, stubenreinen Colly-Schäferhundmischling. Ein bitteres Schicksal hat er hinter sich. Lange Zeit vegetierte er mit einem zweiten Hund auf dem Gehöft einer geschlossenen Gaststätte in Kreypau. Nur einmal pro Woche, so die Beobachtungen im Dorf, sei der Besitzer zum Füttern gekommen. "Das Veterinäramt war zwar einmal da, hat aber keinen Grund für eine Veränderung gesehen. Eingegriffen hat letztlich der Bürgermeister, der sich das Elend nicht mehr mit ansehen konnte", schildert Luka. Während der zweite Hund recht schnell vermittelt werden konnte, lebt Max noch in Blösien.

Bei Vermittlung von Hunden sind 100 Euro zu entrichten. Das Geld würde für Arztkosten, Futter, Pflegemittel und den Erhalt der Station verwendet. "Wir wollen uns nicht an den Tieren bereichern. Gegen die Höhe des Betrages hat auch noch niemand protestiert. Im Gegenteil. Manche geben sogar freiwillig mehr", schildert Luka. Ebenso, wie sich der Kreis der Sponsoren vergrößert habe. Kindereinrichtungen des Unteren Geiseltals kämen seit Jahren regelmäßig mit ihren Futterspenden. Gegenwärtig leben in Blösien elf Hunde und neun Katzen. Platz wäre für 30 Hunde und etwa 35 Katzen und Kleintiere. In den letzten fünf Jahren hat sich das Einzugsgebiet der "Auffange", wie das Team die Station nennt, vergrößert. Jetzt gehört der gesamte Landkreis, die Stadt Weißenfels und angrenzende Verwaltungsgemeinschaften des Landkreises Weißenfels dazu.

In Weißenfels, gleich am Ortseingang an der B 91, wird Anfang März der erste Tierfriedhof in der Region übergeben. Lukas erwarben dort eine Fläche von 5 000 Quadratmetern Land. Der Bedarf, seinen Liebling nach dem Tod nicht in die Tierbeseitigungsanlage zu geben, sei gewachsen. In Weißenfels würde es zugehen wie auf einem normalen Friedhof, ist von Volker Luka zu erfahren. Die Tiere würden entsprechend der gesetzlichen Bestimmungen erdbestattet. Wie die Besitzer das Grab gestaltet, sei jedem selbst überlassen.