Therapeutisches Reiten Therapeutisches Reiten: Felix, der vierbeinige Therapeut
Blösien/MZ. - Felix hat die Ruhe weg. Ganz geduldig wartet das Pferd, bis es Lucas und Alexander auf seinen Ausritt vorbereitet haben. Einmal in der Woche kommen die beiden Jungen auf den Reiterhof nach Blösien, wo sich Yvonne Neubert eingemietet hat. Hier betreibt die junge Sozialpädagogin, die an der Fachhochschule Merseburg diplomierte, den "Integrativen Pferdesportbetrieb Hipparion".
Die Grundidee dafür basiert auf der Tatsache, dass der Umgang mit Pferden für Kinder und Jugendliche mit geistigen oder körperlichen Behinderungen sowie für verhaltensauffällige Kinder sehr heilsam sein kann. Das sei allerdings anders als im Westen im Osten Deutschlands noch viel zu wenig bekannt, sagt Yvonne Neubert.
Hinter dem großen Sammelbegriff "therapeutisches Reiten" verbergen sich immerhin drei Bereiche. Bereich Nummer eins ist das Reiten als Krankengymnastik oder Gesundheitsvorsorge beispielsweise bei Rückenproblemen. Beim zweiten Bereich, dem heilpädagogischen Reiten und Voltigieren, steht die Arbeit mit beeinträchtigten Kindern und Jugendlichen im Mittelpunkt. Dabei handelt es um Kinder mit Entwicklungsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten, autistischen Verhaltensweisen oder Störungen im emotionalen Bereich, wie die Sozialpädagogin erläutert. Bereich Nummer drei ist das Reiten als Sport für Behinderte im Allgemeinen. Die Merseburgerin jedenfalls hat sich auf den zweiten Bereich spezialisiert. Sie betreut rund 30 Kinder im Alter von zwei bis 14 Jahren.
"Kinder mit Behinderungen stärken im Umgang mit den Pferden ihr Selbstbewusstsein und schulen ihre motorischen Fähigkeiten", erzählt sie. "Es entstehen sehr fruchtbare und heilsame persönliche Bindungen zwischen den Tieren und den Kindern." Das bestätige sich immer wieder in ihrer täglichen Arbeit. Zum einen hat sie einen Lehrauftrag an der Fachhochschule Merseburg. Gemeinsam mit Studenten des Fachbereiches Sozialwesen der Hochschuleinrichtung betreut sie fünf verhaltensauffällige Kinder aus dem Kinder- und Jugendhaus Merseburg, die einmal die Woche auf den Reiterhof kommen. Noch nicht geklärt sei die Finanzierung der Stunden. Die Pferdesporttrainerin hofft auf Sponsoren. Und es wäre auch nicht schlecht, wenn sie dabei auch auf die Unterstützung anderer Pferdefreunde hoffen könnte.
Privat finanzieren die Eltern von hyperaktiven Kindern dagegen die Reitstunden - Einzel- und Gruppenunterricht ist möglich. Allerdings können nach Paragraph 35a des Kinder- und Jugendhilfegesetzes für von seelischer Behinderung bedrohte Kinder die Kosten teilweise oder vollständig übernommen werden. Das Gesetz sieht auch die finanzielle Unterstützung der Freizeitgestaltung für sozial benachteiligte Kinder vor.
Nicht über Geld nachdenken muss man am 20. Dezember. In der Zeit von 10.30 bis 12 Uhr wird dann das Märchen "Schneewittchen "auf dem Reiterhof aufgeführt. Und darin kommen anders als im Original jede Menge Pferde vor. Als Akteure sind natürlich Felix, Lucas und Alexander dabei. Alle Merseburger, ob groß und klein, sind zu dieser etwas anderen Märchenvorführung eingeladen.
Informationen unter (0 34 61) 35 27 77 oder (01 77) 6 84 29 36.