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Stricken, Sticken, Plaudereien

Von UNDINE FREYBERG 25.02.2010, 16:37

MERSEBURG/MZ. - Gemeinsames Handarbeiten, Ideenaustausch und auch die angekündigte Nachhilfe im Sockenstricken interessierte offenbar so viele, dass alle Sitzplätze schnell belegt waren und sich eine Dame deshalb sogar mit ihrem Strickzeug in die Küche setzte.

"Wir freuen uns, dass so viele gekommen sind, und wollen das Treffen mit Kaffee und Kuchen jetzt jeden Donnerstag von 14 bis 17 Uhr anbieten", sagte Waltraud Weidig (59), die seit fünf Jahren die gute Seele des Bürgerhauses ist und unter anderem für die Seniorenbetreuung zuständig ist. Nachdem die erste Stunde des Treffens fast rum war, meinte sie: "Eigentlich wollte ich ja einen Schal stricken, aber bis jetzt bin ich noch nicht dazu gekommen." Sie habe zunächst jede Menge Nachhilfe geben müssen.

In einer Couch-Ecke hatten sich mit Johanna Brandl (69), Heidi-Göbel (67) und Sigrid Napierala (66) nicht nur Merseburgerinnen mit ihren Strickutensilien zusammengefunden - auch Sabine Steffens (61) aus Braunsbedra und Christina Griebenow (55) aus Bad Lauchstädt fachsimpelten nach Herzenslust über linke und rechte Maschen, Wollarten und alte Strickhefte, die noch aus DDR-Zeiten stammen.

"Ich habe vor 20 Jahren zum letzten Mal Socken gestrickt und weiß nicht mehr so richtig wie es geht, deshalb bin ich für ein paar Tipps ganz dankbar", meinte Heidi Göbel, die ein Paar Socken für ihren Mann stricken will und gerade die nötige Maschenanzahl für den ersten Strumpf aufgenommen hat.

"Meine Männer - also mein Mann und meine Söhne - schwören auf selbst gestrickte Socken", erzählte Christina Griebenow, die schon seit 45 Jahren strickt und sich mit dem Nadelspiel aus fünf Nadeln schon in Richtung Ferse vorgearbeitet hatte. "Jetzt muss ich aber zurückstricken", lachte sie. "Ich hab' nicht aufgepasst und schon zu viel gestrickt." Nächste Woche, denkt sie, werde das Paar Socken fertig sein.

Sabine Steffens hat sich ihrerseits gegen Socken entschieden. "Ich stricke ein Jäckchen für meine Enkelin", strahlte sie. Früher habe sie für ihre Kinder gestrickt und jetzt eben für Amy, die gerade sechs Monate alt sei.

Während des Strickens, Häkelns oder Stickens wird natürlich auch in Erinnerungen geschwelgt. "Früher haben die Leute ja viel mehr gestrickt, einfach, weil es viele Dinge ja auch gar nicht fertig zu kaufen gab", erinnerte sich Sigrid Napierala. "Nach der Wende war damit einfach Schluss."

"Ich finde es jedenfalls toll, dass es das 'Nähkästchen' gibt", lächelte Heidi Göbel. "Denn hier kann man auch mal wieder neue Leute kennenlernen."

"Nähkästchen" im Awo-Bürgerhaus, Neumarkt 5, jeden Donnerstag von 14 bis 17 Uhr