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Stelen sollen Jakobspilgern Denkanstöße geben

Von UNDINE FREYBERG 27.09.2009, 15:08

HORBURG/MERSEBURG/MZ. - Dann habe der Mann irgendwo angerufen und zu ihm gesagt, er solle dort entlang zur Samariterherberge Horburg gehen, dort würde er etwas zu essen bekommen. "Das habe ich gemacht, und als ich dort ankam, stand schon ein Teller mit dampfenden Nudeln für mich auf dem Tisch." Der 47-Jährige aus Gelsenkirchen lächelt bei der Erinnerung an diesen Tag vor zwei Jahren, als er im Regen und völlig durchnässt auf dem Dorfplatz in Horburg gestanden hat.

Der Mann, der Porsch damals zu einem warmen Essen verholfen hat, war Thomas Fritzkrüger, der Leiter der Stiftung Samariterherberge Horburg. Und am Samstag haben sich die beiden Männer wiedergetroffen. Denn seine Wanderung auf dem hiesigen Teil der Via Regia, die bis nach Santiago de Compostela in Spanien führt, hatte Christoph Porsch dazu veranlasst, eine besondere Aktion zu initiieren. Gemeinsam mit dem Merseburger Volker Schikowsky vom Verein Ökumenischer Pilgerweg (Trägerverein des Weges zwischen Görlitz und Vacha) und dem Kultur- und Pilgerverein Kleinliebenau (Sachsen) sorgte er dafür, dass auf dem 17 Kilometer langen Wegstück zwischen der Rittergutskirche in Kleinliebenau und der Neumarktkirche in Merseburg sieben von ihm gestiftete mannshohe Stelen aus Eichenholz aufgestellt und nun - im Beisein von rund 40 Pilgern - eingeweiht wurden, die den so genannten "Tugend-Weg" bilden.

Die Stele "Klugheit" steht dabei in Kleinliebenau, am Eingang zur Samariterherberge Horburg steht die Stele "Mut", vor der Kastanie in Dölkau "Geduld", am Raßnitzer See die "Toleranz", "Respekt" am Wallendorfer See, "Demut" am Dorfteich von Löpitz und die Stele "Liebe" in der Neumarktkirche.

"Dieser Abschnitt des Weges hat mir damals vor zwei Jahren sehr gut gefallen, obwohl es die Region nicht leicht hat", erzählt Christoph Porsch, der zur Pilgertour am Samstag auch seine Eltern Edelgard und Paul Porsch aus Gelsenkirchen mitgebracht hatte. "Es ist eine gebeutelte Region wie das Ruhrgebiet aus dem ich komme." Doch die Herzlichkeit, Offenheit und Freundlichkeit der Menschen am Weg hätten ihn derart beeindruckt, dass er der Region etwas zurückgeben wollte, sagte er der Mitteldeutschen Zeitung.

Wer lange und oft pilgere, komme an Punkte, an denen einem neue Denkanstöße fehlen. "Die sieben Stelen sollen solche neue Impulse setzen und zum Nachdenken über jeweils eine Tugend anregen", erklärt Volker Schikowsky, der als Sachbearbeiter im Planungsamt der Kreisverwaltung auch mit Wegeplanung zu tun hat.

Wie viele Pilger pro Jahr den Weg zwischen Kleinliebenau und Merseburg gehen, ist nicht zu sagen. "Wir hatten aber im vergangenen Jahr 250 Eintragungen von Pilgern im Gästebuch in der Neumarktkirche", erzählt Schikowsky. "Das sind aber wiederum auch nur die, die dort übernachtet haben, und selbst von denen schreiben ja nicht alle etwas ins Buch. Ich nehme also an, dass es pro Jahr etwa 400 bis 500 Pilger sind."