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Sitte-Galerie Merseburg Sitte-Galerie Merseburg: Knut Mueller zeigt Fotos aus Kriegs- und Krisengebieten

Von Undine Freyberg 15.04.2017, 13:00
Knut Mueller vor dem Foto eines albanischen  Jungen in Mitrovica im Kosovo. Albaner hatten dieses Romaviertel niedergebrannt und geplündert. „Man könnte jetzt denken - das arme Kind. Aber das  Kind ist ein Täter. “ Der Junge habe die letzten nützlichen Sachen aus den Häusern geschleppt.
Knut Mueller vor dem Foto eines albanischen  Jungen in Mitrovica im Kosovo. Albaner hatten dieses Romaviertel niedergebrannt und geplündert. „Man könnte jetzt denken - das arme Kind. Aber das  Kind ist ein Täter. “ Der Junge habe die letzten nützlichen Sachen aus den Häusern geschleppt. Repro: Peter Wölk

Merseburg - Der Mann steht direkt vor ihm. Wut in den Augen, über der Schulter eine Kalaschnikow. „Er war ziemlich sauer, als ich so dicht vor ihm stand und ihn fotografiert habe. In dem Moment hätte er mich am liebsten erschlagen oder erschossen“, erzählt Knut Mueller über die Entstehung des Fotos „Basar in Badakhshan“, einem Drogenbasar in Afghanistan.

Sein Kontaktmann vor Ort habe bemerkt, dass es brenzlig wurde. „Er hat mich dann von hinten weggezogen. Aber ich muss sagen, alle Bilder, die ich vorher dort gemacht hatte, waren Mist. Nur dieses eine, das war’s.“ Allein für diese Aufnahme hätte sich die Reise gelohnt. Bilder wie dieses sind es, die die Besucher der Willi-Sitte-Galerie in Merseburg in den nächsten Wochen beeindrucken werden. Ihr Autor: Kriegsfotograf Knut Mueller.

Knut Mueller ging studierte an der Burg in Halle

1986 hatte er seine Heimatstadt Halle verlassen, weil er Fotoreporter werden wollte, und ist nach Hamburg gegangen. Jahrelang ist er für den „Spiegel“ dorthin geflogen, wo das Leben nicht friedlich war. Er war in den Kriegs- und Krisengebieten von Afghanistan, dem Kosovo, Irak, Somalia oder auch Tschetschenien. Dolmetscher und Strippenzieher vor Ort haben ihm seine Arbeit ermöglicht und ihm geholfen, den Menschen und dem Krieg ins Gesicht zu schauen. Teile seiner Arbeit zeigt er jetzt erstmals in der Schau „Schönheit und Schrecken“.

Mueller, der Absolvent der Kunsthochschule Burg Giebichenstein ist, will manche seiner Dokumentarfotos jedoch von ihrer Aktualität lösen, indem er die Einzelbilder neu montiert, collagiert, mit Irritationen versieht oder übermalt. „Ich nehme die Fotos und hebe sie auf eine Kunstebene, um eine zeichenhafte allgemeingültige Bildsprache für das Thema Krieg zu erreichen“, sagt Mueller.

Ausstellung in Sitte-Galerie umfasst rund 50 Fotos

Und so montierte er beispielsweise Bundeswehrsoldaten in Afghanistan vor Caspar David Friedrichs Bild „Kreidefelsen auf Rügen“. Das überdimensionale Foto eines etwa zehnjährigen toten Jungens aus dem Kosovo, der auf eine Landmine getreten war, findet man nochmal als kleinen Teil einer Collage wieder.

Die Ausstellung umfasst rund 50 Fotos, viele von ihnen überdimensional. Das größte Foto ist 2,90 mal 3,05 Meter groß. 30 originalbelassene Schwarz-Weiß-Fotografien im Format 30 mal 40 Zentimeter komplettieren die Schau, die am Ostermontag um 14 Uhr mit einer Einführung durch den Kustos der Sammlung Fotografie der Stiftung Moritzburg Halle, T.O. Immisch, eröffnet wird.

Müller ist auch heute noch ein- bis zweimal pro Jahr mit der Bundeswehr in Krisengebieten unterwegs und bietet Vorträge zum Thema Berichterstattung aus Kriegsgebieten an. Am 10. Juni gibt es in der Sitte-Galerie eine Sonderveranstaltung, die sich vor allem auch an ältere Schüler richtet. Dann wird Knut Mueller aus seinem Buch „Afghanischer Traum“ lesen.

17. April bis 19. Juni, Knut Mueller - „Schönheit und Schrecken“, Willi-Sitte-Galerie Merseburg (mz)

Ganz nah dran war Knut Mueller für das Foto „Basar in Badakhshan“.
Ganz nah dran war Knut Mueller für das Foto „Basar in Badakhshan“.
Knut Mueller/Repro Wölk