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Sitkafichtenlaus Sitkafichtenlaus: Schädling fällt über Fichten in Merseburg her

Von Dirk Skrzypczak 18.06.2015, 09:28
Auch diese Fichte in der Halleschen Straße ist von der Sitkafichtenlaus befallen und soll demnächst gefällt werden.
Auch diese Fichte in der Halleschen Straße ist von der Sitkafichtenlaus befallen und soll demnächst gefällt werden. Peter Wölk Lizenz

Merseburg - Sie ist nur etwa zwei Millimeter groß, grün und hat rotbraune Augen: die Sitkafichtenlaus. Der Schädling bereitet derzeit vielen Grundstücksbesitzern in Merseburg Sorgen. Die Laus befällt neben der Sitkafichte (Serbische Fichte) auch Omorikafichten und Blaufichten. Dort labt sich die Laus an den Nadeln, saugt ihnen das Wasser heraus. Die Nadeln trocknen aus und sterben für immer ab. Die Bäume werden braun. „Es werden uns vermehrt solche Fälle gemeldet“, sagt Maik Otto, Baumverantwortlicher im Straßen- und Grünflächenamt der Stadt. An manchen Fichten habe die Laus derart gewütet, dass die Gehölze nicht mehr zu retten seien. Etwa 50 Fällgenehmigungen für geschädigte Fichten hat die Stadt in den vergangenen vier Wochen erteilt.

Dass ihre Fichten braun werden, hatten einige betroffene Besitzer auf das trockene Wetter geschoben. Und die Niederschlagsarmut leistet tatsächlich ihren Beitrag, erklärt Otto. „Je nach Standort sind die Bäume geschwächt. Und diese Exemplare suchen sich Schädlinge aus.“ Hinzu komme der milde Winter, der den Läusen nichts anhaben konnte. Im Gegenteil: Bei niedrigen Temperaturen bleiben die Schädlinge aktiv, können sich selbst dann noch vermehren, wenn das Quecksilber des Thermometers um den Gefrierpunkt pendelt. Bei 15 Grad Celsius sei eine Laus schon nach 20 Tagen so entwickelt, dass sie bis zu 30 Nachkommen (Larven) hat.

„Wir als Stadt haben Glück. Von den rund 26 300 Bäumen, die im Stadtgebiet an Straßen, Wegen oder in Parkanlagen stehen, sind weniger als ein Prozent Fichten“, sagt Otto. Auch in den insgesamt 70 Hektar großen Waldgebieten, die zur Stadt Merseburg gehören, sei der Anteil an Nadelbäumen gering. Das ist aktuell nicht nur ein Vorteil im Bezug auf die Sitkafichtenlaus, sondern auch mit Blick auf die Waldbrandgefahr. Die ist in Laubwäldern deutlich niedriger als in Nadelwäldern.

Einfach mal selbst die Axt oder die Säge schwingen und kranke Bäume fällen, ist freilich nicht gestattet. Die Merseburger Baumsatzung regelt, dass für Hölzer, deren Stammdurchmesser in einem Meter Höhe mindestens zehn Zentimeter beträgt, Genehmigungen eingeholt werden müssen.

Mitarbeiter des Grünflächenamtes sind derweil regelmäßig im Stadtgebiet unterwegs, um die „kommunalen“ Bäume zu kontrollieren. In einem Kataster sind alle Hölzer erfasst. Zu jedem Baum gibt es eine Akte. Dort wird der Zustand vermerkt. Und dort werden auch alle Informationen archiviert, was wie und wo etwas gemacht werden musste. Zwei wertvolle Bäume stehen allerdings nicht auf der städtischen Liste. Die beiden rund 180 Jahre alten Platanen auf dem Domplatz. Die Geschwister fallen als Naturdenkmale unter die Obhut der Unteren Naturschutzbehörde des Saalekreises. Ein Pilz hat die Platanen befallen und frisst sie hohl, berichtet Otto. Deshalb muss die Standsicherheit der Bäume immer wieder überprüft werden.

Die Platanen werden den Kampf vermutlich irgendwann verlieren, gegen die Sitkafichtenlaus kann man sich wehren. Im Fachhandel ist Pflanzenschutzmittel auf Basis von Mineral- oder Rapsöl erhältlich. „Das vernichtet die Laus, schont aber nützliche Tiere“, sagt Otto. Wie stark eine Fichte befallen ist, lasse sich mit einfachen Mitteln überprüfen. Einfach ein weißes Din-A4-Blatt unter einen Zweig schieben und auf den Ast klopfen. Fallen mehr als fünf Läuse auf das Papier, sollten die Schädlinge sofort bekämpft werden. (mz)