Semesterstart in Merseburg Semesterstart in Merseburg: Pendlerhochschule ohne Ticket

Merseburg - Für Ceren Kurt beginnt am Montag der Ernst ihres Wirtschaftsstudiums. Fünf Tage die Woche wird sie künftig von Halle aus zu Vorlesungen und Seminaren nach Merseburg pendeln. Mit Bus und Bahn, wie sie sagt. Ein teures Vergnügen: „Das Ticket für die zwei Zonen kostet etwa 70 Euro im Monat.“ Ein Semesterticket fände sie daher gut.
Doch anders als in Halle oder Leipzig, wo die Studenten für 115 respektive 121 Euro einen Fahrschein für das gesamte Gebiet des Mitteldeutschen Verkehrsverbunds (MDV) erhalten, fehlt eine solche Regelung in Merseburg. Und das obwohl die Hochschule eine Pendlerhochschule ist. 500 bis 600 Studenten wohnen auf oder dicht am Campus, erklärt Kanzler Ulrich Müller. Einige würden auch in anderen Teilen Merseburgs wohnen. Doch das Gros kommt täglich von außerhalb. Allein aus Sachsen pendeln 700 Studenten, weitere 500 bis 600 wohnen in Halle. Öffentliche Verkehrsmittel sind dabei nicht die erste Wahl: „Ich sehe mit Sorge, dass hier immer mehr Autos kommen.“
Im vergangenen Jahr hatte der MDV ein konkretes Angebot unterbreitet
Die Hochschulleitung hält deshalb die Einführung eines Semestertickets ebenso für angebracht wie die Vertreter des Studentenrates. „Wir sehen ein solches Ticket als essenziell an, weil wir die Hochschule stärker an Halle und Leipzig anbinden wollen“, betont Simon Fischer. Er hat für den Stura an den Verhandlungen teilgenommen, die seit nun mehr zwei Jahren zwischen dem MDV, den Studenten und dem zuständigen Studentenwerk laufen. Fischer bezeichnet sie als schwierig. Zumindest sind sie bisher erfolglos geblieben.
Im vergangenen Jahr hatte der MDV ein konkretes Angebot unterbreitet. Die offerierten 142 Euro pro Halbjahr waren den Studentenvertretern allerdings zu teuer, da der Preis deutlich über dem halleschen lag. Dabei ist der Campus Merseburg mit dem öffentlichen Nahverkehr wesentlich schlechter zu erreichen als die Hochschulen in den Großstädten. Der Stura verzichtet deshalb gleich darauf, das Ticket zur Urabstimmung zu stellen. Die ist notwendig, da es für alle Studenten verpflichtend wäre. Also auch jene es mitzahlen müssten, die es gar nicht nutzen würden.
Stura, Studentenwerk und Hochschule haben ein klares Ziel
Nun haben neue Gespräche begonnen. Stura, Studentenwerk und Hochschule haben dabei ein klares Ziel. Wie zuletzt die Kunsthochschule Giebichenstein wollen sie in die noch bis 2019 geltenden Konditionen des halleschen Semestertickets einsteigen – und das möglichst schnell. Allerdings betont der MDV, dass er seine Kalkulationen wie bereits im Vorjahr – auf Grundlage einer Studentenbefragung durchführe. Und die habe ergeben, dass der überwiegende Teil der befragten Studierenden eine weitere Strecke fahre um zur Hochschule zu kommen, berichtet MDV-Sprecherin Juliane Vettermann. Folglich habe man die Preise höher angesetzt als in Halle, da so eine größere Verkehrsleistung zu erbringen wäre. Nur eine Neuerhebung könnte das Kalkulationsergebnis verändern.
Diese existiert laut Müller bereits. Mit der ursprünglichen Erhebung sei er aus methodischen Gründen nicht einverstanden gewesen. Deshalb habe man jetzt neue Umfragen und Interviews geführt. Deren Ergebnisse scheinen beim MDV unbekannt zu sein. Müller würde sich vom Verkehrsbund ohnehin eigene Erhebungen wünschen, denn das alte Angebot hält auch er für zu hoch.
Für die Pendler aus Leipzig hat die Hochschule mittlerweile ein temporäres Angebot
Für die Pendler aus Leipzig hat die Hochschule mittlerweile ein temporäres Angebot geschaffen. Mit dem HoMe-Express können sie kostenlos pendeln. Die Hochschule bezahlt die Busse aus Hochschulpaktmitteln – zumindest bis Dezember. Dann müsse über die weitere Zukunft entschieden werden, erörtert Müller, der nicht ausschloss, dass die Hochschule Geld dazugeben würde, um eine mögliche letzte Lücke zwischen MDV-Preisangebot und Vorstellungen der Studenten am Ende der aktuellen Verhandlungen zu schließen.
Langfristig haben der Kanzler und auch Lydia Hüskens, Geschäftsführerin des Studentenwerks Halle, jedoch eine andere Idee: ein landesweites Semesterticket für Sachsen-Anhalt. (mz)