Seltenes Hobby Seltenes Hobby: Eine Puppenmutti aus Passion
Ermlitz/MZ. - Ein seltenes Hobby pflegt die Ermlitzerin Gisela Liebscher. Sie stellt in ihrer Freizeit Porzellanpuppen her. Rund 400 haben sich in der Neubauwohnung bereits angesammelt. An jeder hängt die Grundschullehrerin. Nun zieht die Familie in ein Haus im Dorf. Für ihr Hobby hat die Frau dann endlich mehr Platz und möchte irgendwann einmal ein Museum einrichten oder gar die Porzellankinder ausstellen.
Sie machen sich breit in der Wohnung: Hilda, Paulinchen, Bruder Ärgerlich, Fanny und Florian. Mal lümmeln sie im Sesseln, sitzen auf dem Sofa, tummeln sich im Bett, liegen auf dem Fußboden. Einige haben einen Extraplatz in Vitrinen und Regalen. Die Puppenfamilie von Gisela Liebscher ist groß: auf rund 400 ist sie in den letzten zehn Jahren angewachsen. Jedes Puppenmädchen, jeder Puppenjunge hat einen Namen und wie gesagt Stammplatz. Kater Felix schleicht vorsichtig um alle herum. Einmal hatte er sich in einer der nicht gerade billigen Puppenperücken verhakt. Dafür gab''s ganz schöne Schelte.
Gisela Liebscher aus Ermlitz pflegt ein recht seltenes Hobby: Sie stellt Puppen her. Begonnen hat alles zur Zeit, als ihre drei Kinder noch klein waren. Die Puppen, die ihre zwei Töchter und der Sohn haben wollten - eben die gab es nicht im Handel. Also setzte sich Gisela Liebscher an die Nähmaschine oder nahm die Stricknadeln in die Hand. Entstanden sind so knuddelige Stoffpuppen, von denen einige - heute recht mitgenommen - immer noch in den Jugendzimmern der inzwischen erwachsenen Kinder ihren festen Platz haben.
Die Faszination der Puppenkinder ließ die Grundschullehrerin nicht los. Und so entdeckte sie nach der Wende die schier unendlichen Möglichkeiten der Herstellung von Stoff-, Pappmaché und Porzellanpuppen. Freilich zuerst theoretisch über ziemlich viel Literatur, den Besuch von Puppenmuseen, dann Schritt für Schritt und Puppe für Puppe in der Praxis.
Seit sechs Jahren widmet sich die "Puppenmutti" aus Passion ausschließlich der Herstellung von Porzellanpuppen unterschiedlicher Marken. "Ich fahre nach Halle zu einer professionellen Puppenmacherin", schildert sie. Dort liegen die Masken der Puppenköpfe, zum Beispiel nach Originalen von Schildkröt, Kruse, Heubach oder Engel vor, die mit der Porzellanmasse ausgegossen und gebrannt werden. Aufwendig und filigran ist die Arbeit, die dann folgt. Schleifen, brennen und mit sicherer Hand die Wangen rougen, Brauen, Augen und Mund malen, wieder brennen, polieren. "Wenn das Gesicht vor dir in der Hand liegt, dann beginnst du mit der Puppe zu sprechen", schildert Gisela Liebscher.
Dem Kopf folgt der Körper: Arme, Beine, Rumpf werden geformt. Später wird alles zusammengesteckt - mit manchem Kniff, den eben nur ein gestandener Puppenhersteller kennt. Familie Liebscher hat sich an diese Prozedu, wenn sich die Puppenmutter in der Wohnung breit macht, gewöhnt. Sitzt das nächste Puppenkind endlich fast fertig auf dem Tisch, bekommt der Nackedei Sachen. Auch die original kopiert von den Unikaten. Gegenwärtig wandert die Großfamilie der Ermlitzer in Pappkartons und wird vorsichtig in ihr neues Zuhause transportiert. Liebschers ziehen aus einer Wohnung um in ein Haus und mit ihnen die 400 Puppen. Die Puppenherstellerin freut sich: "Dort habe ich für mein Hobby mehr Platz." Ihr größter Wunsch: "Ich würde diese schöne Freizeitbeschäftigung gern ins Dorf tragen, andere Frauen in der komplizierte Herstellung von Puppen anlernen und vielleicht meine Puppen mal ausstellen." Das hat ihre Tochter Sabine, die sie mit dem "Puppenvirus" auch infiziert hat, bereits erreicht.