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Seit 75 Jahren Willing in Merseburg Seit 75 Jahren Willing in Merseburg: Modernes Urgestein der Unterhaltungselektronik

Von Undine Freyberg 20.11.2020, 17:00
Geschäftsleiter Karsten Willing (l.) mit seinem Vater Wilfried Willing - vor 75 Jahren hatte Kurt Willing die Forma gegründet.
Geschäftsleiter Karsten Willing (l.) mit seinem Vater Wilfried Willing - vor 75 Jahren hatte Kurt Willing die Forma gegründet. Undine Freyberg

Merseburg - So mancher Merseburger hat im Laufe seines Lebens hier vermutlich schon mal einen Fernseher oder ein Radio gekauft - oder eins von beiden vielleicht auch mal reparieren lassen. Dieser Name ist stadtbekannt und das seit 75 Jahren. 1995 wurden „Willing und Erbert“ tatsächlich zu Europas Händler des Jahres gewählt, und kurz vor der letzten Fußball-WM war Euronics Willing unter den drei besten Euronics-Händlern Deutschlands.

Im Herbst 1945 war es als Ingenieur Kurt Willing in der Oberen Burgstraße 7 sein „Physikalisches Ingenieur-Büro - Fachwerkstätte für Rundfunktechnik, Elektroakustik und Elektromedizin“ gründete. Und da der Mann für sein Leben gern tüftelte, entwickelte er sogar ein eigenes Radiogerät, den „Kuwi“, von dem er jährlich 40 bis 50 Stück produzierte. „Leider ist davon kein einziges Stück mehr in unserem Besitz“, bedauert Karsten Willing.

„Damals mussten wir unsere Waren noch selbst heranschaffen"

„Wer vielleicht noch einen ,Kuwi’ hat und ihn uns bringt, dem schenken wir im Gegenzug ein Digitalradio“, verspricht der 50-Jährige, der in den 1980ern in Halle Funkmechaniker gelernt hatte und bei seinem Vater ins Geschäft eingestiegen war. Von der Oberen Burgstraße ging es 1939 in größere Geschäftsräume in der Gotthardstraße, dort wo heute die Klia-Passage steht, dann in die Burgstraße 21, später in die Weiße Mauer, ins Merse-Center und nun zum heutigen Standort in der Klobikauer Straße.

Wilfried Willing (73), der 2014 aus dem Geschäft ausgestiegen ist, kann sich noch gut daran erinnern, wie es zu DDR-Zeiten war. „Damals mussten wir unsere Waren noch selbst heranschaffen, damals wurde ja nichts geliefert.“ Und so sei er mit seinem Trabi Kombi mit Anhänger nach Halle oder Leipzig, oder einmal im Jahr auch mal direkt nach Staßfurt gefahren, um Ware zu holen. Zu Zeiten seines Vaters sei 1953 der erste „Rembrandt“-Fernseher verkauft worden. 1969 zum 20. Jahrestag der DDR gab es den „Color 20“, in den 1980ern dannden Chromat für 4.100 DDR-Mark.

Genossenschaft kauft für uns alle ein

Dass das Geschäft auch heute noch in aller Munde ist und die hier verkauften Produkte in vielen Wohnungen stehen, hat mehrere Gründe. Unter anderem die Fusion mit der seit den 60er Jahren bestehenden Fernsehwerkstatt Erbert im Jahr 1993. 1990 waren Willings in den Einzelfachverband „Ruefach“ eingetreten, welcher in der zweiten Hälfte der 90er Jahre gemeinsam mit „Interfunk“ zur heutigen „Euronics“ fusionierte. Was manche nicht wissen.

Hinter dieser zweitstärksten Kraft in der Branche verbirgt sich der größte Einzelhandelsverband Europas für Unterhaltungselektronik und Elektrohaushaltsgeräte, und der sei eine eingetragene Genossenschaft, erklärt Karsten Willing. „Das heißt auch, wir Händler haben alle etwas davon. Die Genossenschaft kauft für uns alle ein, und wir können diesen Vorteil an unsere Kunden weitergeben.“

Deshalb seien die Preise auch konkurrenzfähig und die Preisunterschiede zum Onlinehandel nur marginal. „Also, wenn schon online eingekauft wird, dann bitte bei uns“, schmunzelt Karsten Willing. „Denn einen Online-Shop haben wir natürlich auch.“ Manchmal sei man sogar günstiger als die Konkurrenz.

„Bei uns kann man mal ausprobieren"

Die Vorteile eines Geschäfts vor Ort lägen natürlich in der Beratung. „Bei uns kann man mal ausprobieren, ob man mit der Bedienung des Fernsehers klarkommt, oder ob einem das Bild gefällt.“ Außer Waschmaschinen und Kühlschränken bekomme man hier alles, was ein Zuhause schöner mache - auch Smartphones, Laptops und Elektrokleingeräte. „Und wenn wir etwas bestellen müssen, ist es in der Regel am nächsten Tag da und wird nach Kundenwunsch geliefert.“ Man habe schließlich ein riesiges Genossenschaftslager.

Was gerade in letzter Zeit aufgefallen sei: „Wir sind scheinbar eines der ganz wenigen Geschäfte in der Region, dass noch einen Werkstattservice anbietet.“ Seit das Thema Nachhaltigkeit bei vielen Kunden zunehmend eine Rolle spielt, bekomme man ziemlich viele Reparaturanfragen. „Selbst aus Halle und Leipzig.“

Noch bis Samstag, 21. November, bietet Euronics Willing seinen Kunden Jubiläumsrabatte an. (mz)

Das alte Geschäft in der Gotthardstraße
Das alte Geschäft in der Gotthardstraße
Undine Freyberg