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Seit 20 Jahren wird in Mücheln schon «gewurzelt»

Von UNDINE FREYBERG 18.06.2010, 19:31

MERSEBURG/MZ. - "Ich war damals Agronom in der Zuckerfabrik Langenbogen, und ich kann mich noch genau erinnern - morgens hab' ich noch Rüben gezählt, und am Abend hatte ich hier den Hut auf", lächelt der 63-Jährige. "Damals war man noch unbeschwert, wollte einfach nur dabei sein. Aber ich wusste schon worauf ich mich einlasse."

Schwer seien die Zeiten gewesen, als nach der Wende tausende Arbeitsplätze in der Chemie und in der Kohle wegbrachen und die Stadt nicht helfen konnte. Dass es dann aber Geld für die Sanierung der Deponien und Kippen am Geiseltalsee gegeben habe, sei positiv gewesen. "Und wir bekamen Fördermittel für die Stadtsanierung, die Leute konnten ihre Häuser sanieren und bekamen wieder eine Beziehung zum Eigentum."

Groß feiern habe er eigentlich nicht wollen, verriet er am Freitag der MZ. Aber zu viele hätten von dem Jubiläum gewusst und so gab es einen kleinen Empfang im Bürgersaal, zu dem die Rathausmitarbeiter, Stadträte, unzählige Vereine und als musikalische Überraschung auch die Geiseltaler Musikanten kamen.

Zu den ersten Gratulanten am Freitag zählten aber die Radsportfreunde. Vor ihrem Start zur knapp einwöchigen Tour nach Kopenhagen schauten der Müchelner Gerd Heimbach, die beiden Beunaer Unternehmer Hans-Dieter Förste und Karl-Heinz Post sowie der Leipziger Sportarzt Peter Munske noch beim Müchelner Bürgermeister vorbei und überreichten ihre Geschenke. Danach machten sie sich auf die erste Etappe der rund 1 050 Kilometer langen Tour.

Und es gab noch eine weitere Überraschung für den Mann, der mit seinen 20 Dienstjahren wohl einer der dienstältesten hauptamtlichen Bürgermeister Sachsen-Anhalts ist: "Meine Mitarbeiter haben mir nur gesagt, dass ich um 14 Uhr in legerer Kleidung auf dem Markt stehen soll", sagte Wurzel am Freitagvormittag mit einem Schulterzucken. "Dabei ist doch um diese Zeit Fußball." Daran hatten die Mitarbeiter wohl tatsächlich nicht gedacht und heimlich eine Kremserfahrt zum Weingut Thürkind mit anschließender Weinverkostung organisiert. "Wir haben aber ein Kofferradio dabei", sagte Müchelns Kämmerin Anja Popko der MZ.

Udo Wurzel war 2008 für eine weitere Amtszeit als Bürgermeister gewählt worden. Diese dauert bis 2015. Wird er diese Amtszeit komplett erfüllen oder steigt er früher aus? "Mit dem Eintritt ins Rentenalter ist Schluss." Er lächelt und seine Frau Gudrun lacht: "Über diese Brücke gehe ich noch nicht." Wurzel macht ein ernstes Gesicht und meint dann: "Mal ehrlich, das habe ich noch nicht endgültig entschieden."