Schulen in Merseburg Schulen in Merseburg: OB fordert gerechtere Verteilung

Merseburg - Ein Vorschlag mit Folgen: Merseburgs Oberbürgermeister Jens Bühligen (CDU) fordert, dass die Klassenstärke an den Grundschulen die Zahl von 25 Schülern nicht überschreiten sollte. Im MZ-Gespräch erklärte er außerdem, dass Migrantenkinder, die sich zurzeit nur auf einzelne Schulen konzentrieren, gerechter in der Stadt verteilt werden sollten. Notfalls sollen sie auch in einer Schule beschult werden können, die der Wohnung der Familie nicht am nächsten liegt.
„Aus meiner Sicht dürften an einer Schule höchstens 15, maximal 20 Prozent an jungen Neubürgern unterrichtet werden. Sonst kann die Integration doch gar nicht funktionieren“, sagt Bühligen. Deshalb will er die stark frequentierten Grundschulen entlasten. Zwar lasse der Zustrom von Flüchtlingen nach. „Aber wir rechnen mit Familienzusammenführungen, was die Zahl neuer Schüler erhöhen könnte“, fügt er hinzu.
Zwei Grundschulen in Merseburg haben viel Erfahrung mit Kindern mit Migrationshintergrund
Die meiste Erfahrung mit Kindern mit Migrationshintergrund haben in Merseburg die Grundschule Am Geiseltaltor und die Rosental-Grundschule. In Merseburg-Süd (Am Geiseltaltor) lernen zurzeit 187 Kinder, davon zählen insgesamt 61 als Migrantenkinder. Das heißt per Definition, sie leben seit weniger als zwei Jahren in Deutschland oder haben eine andere als die deutsche Staatsbürgerschaft. In einer der Klassen lernen sogar fast 50 Prozent Migrantenkinder. In der Rosental-Grundschule sind rund 80 der insgesamt 260 Schüler ausländische Kinder, die noch nicht lange in Merseburg ein Zuhause haben.
„Diese Kinder bereichern unser schulisches Leben, und die meisten sind unheimlich fleißig, hängen ihren Lehrern geradezu an den Lippen, so wissbegierig sind sie“, schwärmt Ilona Ortmann, Schulleiterin der Grundschule Am Geiseltor. „Aber jedes dieser Kinder ist auch ein Projekt, um das man sich differenziert kümmern muss.“
Probleme von Schulen in Merseburg: Sprachlehrer fehlen
Damit weist sie auf die zusätzlichen Anstrengungen hin, die die Schule unternehmen muss, damit kein Kind auf der Strecke bleibt. Ein Beispiel: Von den drei Sprachlehrern, die die Schule zur Verfügung hatte, ist seit 1. Januar keiner mehr da. Alle Verträge waren ausgelaufen und vom Land nicht verlängert worden. „Wenn wir also eine halbwegs vernünftige Integration machen wollen, müssen die Zahlen der Migrantenkinder begrenzt werden. Es soll ja schließlich etwas herauskommen - auch für die deutschen Kinder“, sagt sie.
Birgit Münchhausen, die Schulleiterin der Rosental-Grundschule, hat mit ihrem gesamten Team die schwierige Aufgabe der Integration angenommen, übt allerdings Kritik am Landkreis. „Es wird zugelassen, dass weiterhin Migrantenfamilien mit Kindern zum Beispiel von Bad Dürrenberg oder Mücheln nach Merseburg ziehen, obwohl es keine Schulplätze gibt.“
Schulen in Merseburg: Klassenzusammensetzung zum Teil nicht mehr gesund
Deshalb sei die Klassenzusammensetzung zum Teil nicht mehr gesund, denn in den Klassen gebe es nicht nur deutsche Kinder und Kinder mit Migrationshintergrund, sondern auch Schüler, die inklusiv unterrichtet werden müssten und einen besonderen Förderbedarf haben. Deshalb sagt auch sie: „Ich bin dafür, dass die Migrantenkinder gerecht aufgeteilt werden.“
Das Problem der mangelnden Förderung für Inklusionskinder sieht auch Klaus-Jürgen Schönburg, der Leiter der Dürer-Grundschule. Von seinen 196 Schülern gelten zwar nur neun als Migrantenkinder. „Aber wir haben auch andere Problemfälle - zum Beispiel Kinder, die eher auf eine Lernbehindertenschule gehören.“ Er habe nur einen pädagogischen Mitarbeiter für die ganze Schule. „Eigentlich bräuchten wir mindestens zwei.“ Den Vorschlag, die Migrantenkinder gerechter aufzuteilen, nimmt er erstmal gelassen zur Kenntnis. „Das warten wir erstmal ab. So etwas kann man ja nicht von heute auf morgen machen“, so Schönburg.
OB von Merseburg will Veränderung an Schulen ab 2018
Aus Sicht des Oberbürgermeisters soll die Verwaltung entscheiden, auf welche Schule von denen, die bisher keine oder nur wenige Migrantenkinder beschulen, die jungen Neubürger gehen sollen. Das Modell, das er dem Kreis und dem Land vorstellen möchte, soll ab 2018 für Erstklässler greifen. Er will dabei auch vorschlagen, die Klassengrößen zu begrenzen.
„Das Land möchte mehr Kinder in den Klassen, um Lehrer zu sparen, ab wie können wir dann noch eine effektive Bildung garantieren“, fragt der OB. Im Gespräch mit den Schulleitern der Grundschulen der Kreisstadt habe sich herauskristallisiert, dass das nur funktioniere, wenn es Obergrenzen gibt. 25 Kinder pro Klasse sind aus seiner Sicht das Maximum. Laut Erlass des Bildungsministeriums sind 28 Kinder zulässig. (mz)