Schlossherr von Mücheln Schlossherr von Mücheln: Kampf mit den Fledermäusen
Mücheln/MZ. - Rund 350 Kilometer trennen die Wohnburg des selbsternannten Ritters Schultebraucks von seiner Schlossbaustelle in Mücheln. Dennoch fährt der 53-Jährige jeden Monat einmal ins Geiseltal, um alte Dinge für sein denkmalgeschütztes Kleinod zusammenzutragen. Zehn Kachelöfen aus den verschiedensten Ecken von Deutschland hat er zum Beispiel schon nach Mücheln gebracht und in den Räumen des Wasserschlosses wieder aufbauen lassen.
Während Schultebraucks mit geschultem Blick schon die Fortschritte auf der Baustelle inspiziert, werden alte Heizkolosse von Arbeitern seiner Firma ins Lager geschleppt, später aufgearbeitet und schließlich in die sanierten Räume eingebaut. Nach den Plänen des Schlossherrn entstehen - außer einem Therapiezentrum im Erdgeschoss mit verschiedenen Praxen wie für Logopädie - im ganzen historischen Gebäude insgesamt 15 Wohnungen. Drei davon seien schon vermietet und bewohnt, versichert Meinolf Schultebraucks. Derzeit werden die zweite Etage und das Dachgeschoss mit zwei weiteren Wohnungen sowie einem Apartement fertig gestellt.
"Geheizt wird mit Gas, doch auch die Kachelöfen sind wieder nutzbar", so Schultebraucks. Für ihn gehört auch dies zur Philosophie der "Denkmalpflege bis ins Detail", mit der er schon einen Preis für die Restaurierung eines Jagdschlosses in Hessen bekam. "Hier im Schloss gibt es etwa 100 Räume", schätzt der Eigentümer, der das früher als Kinderheim genutzte Schloss samt Hof und Nebengebäuden 1995 für eine symbolische Mark vom Landkreis erwarb. Einige der vielen Räume möchte Schultebraucks auch für sich und seine Frau Manuela. Ein kleines Glanzlicht schon zum jetzigen Zeitpunkt ist das restaurierte frühere Musikzimmer: Stukelemente mit bunten Verzierungen und ein abgeschliffener Parkettfußboden lassen das handwerklich-künstlerische Potential erahnen, das sich im gesamten Wasserschloss versteckt. "Es ist noch wahnsinnig viel erhalten", ist Schultebraucks froh, dass zum Beispiel alle alten Türen noch da sind. "Bei den Bauarbeiten wurden auch einige Malereien und Stukelemente entdeckt", erzählt der Schulrektor und Denkmalpfleger, der eine Art "Rittermentalität" bei sich entdeckt habe, an seine Kraft-, Zeit- und finanziellen Grenzen zu gehen. "Eigentlich wollte ich nach zehn Jahren schon fertig sein, dachte ich anfangs", öffnet der Schlossherr dann im warmen Kaffeeraum der Arbeiter eine Flasche Rotwein und erinnert sich auch an das für ihn unerwartete Sommerquartier für Fledermäuse im Dachboden des Hauses. "Dann blieben die Fördermittel aus. So braucht es jetzt noch einmal zwischen fünf und acht Jahre", denkt er.
Mit Familie, Rektorat und Denkmalpflege sind die persönlichen Grenzen von Meinolf Schultebraucks aber scheinbar noch nicht ausgereizt. Erst vor wenigen Wochen promovierte er zum Doktor der Philosophie an der Dortmunder Universität, verrät er die Symbolik der mitgebrachten Weinflasche. Seine nächsten Ziele, vielleicht auch in Hinsicht weiterer historischer Immobilien? "Jetzt nur noch Merseburg, dann ist Schluss", meint er und genießt den Wein.