Schlange stehen für ein paar Löffel Rührei
Wüsteneutzsch/MZ/-scha. - Erstmals serviert vor mehr als 20 Jahren, als zum Heimatfest urplötzlich ein Eimer mit so genannten Knickeiern auftauchte. Woher auch immer, von wem auch immer. Fortan wurde das Eieressen zu später Stunde zum alljährlichen Höhepunkt des Einwohnerfestes in der 70-Seelen-Gemeinde. Nicht wenige Besucher kommen gar erst unmittelbar vor Mitternacht, um der Zubereitung und dem Braten zuzuschauen, um sich dann klaglos in die lange Schlange der Wartenden einzureihen.
Und das alles nur für ein paar Löffel Rührei. Rührei? Spätestens bei diesem profanen Wort gibt es allerdings lautstarken Widerspruch von Uwe Hartmann. "Was heißt hier Rührei? Was bei uns aus der Pfanne kommt, das ist die hohe Schule der Eierzubereitung. Wir salzen oder pfeffern nicht einfach, wir mixen unsere Gewürze selbst aus gut und gern 15 verschiedenen Zutaten zusammen. Wir nehmen nicht einfach Speck, sondern speziell geräuchertes Fleisch. Das alles und dazu Zwiebeln sowie Tomaten im richtigen Verhältnis zu den 240 Eiern, das macht den ganz eigenen Geschmack unserer Eierpfanne aus."
Derweil bemüht sich Ralf Heller um das optimale Feuerchen unterm Bräter, ordert im Stile eines professionellen Marktschreiers die Eierpaletten, während die Schlange der wartenden Esser immer länger wird. Alles wie immer also. Halt, von wegen wie immer. Am vergangenen Samstag war manches anders.
Statt lauter Diskomusik erklang während der Zubereitung des deftigen Schmauses ein Didgeridoo, ein Blasrohr der australischen Ureinwohner, der Aborigines. Mathias Baumgarten überraschte die Gäste mit wundervollen mysthischen Tönen; ein australischer Abend mitten in Wüsteneutzsch. Der schließlich noch komplettiert wurde von einem riesigen Straußenei, das in einem Kessel kochte.
Den meisten war vermutlich die kleine geografische Unkorrektheit gar nicht aufgefallen, gibt es doch in Australien keine Strauße, sondern die kleineren, nahezu gleich aussehenden Emus. Was macht das schon in Wüsteneutzsch. Ziemlich egal war das auch dem Leunaer Andreas Nowak, der nämlich nach gut anderthalb Kochstunden das Straußenei unter Didgeridoo-Klängen für 25 Euro ersteigerte.
"Ein Spaß, schließlich hält man ein solches Riesenei nicht jeden Tag in der Hand." Essen freilich wollte er es dann doch nicht, überließ es den Organisatoren für das sonntägliche Frühstück. Ein wirklich köstlicher Geschmack übrigens. Aber wie alle anderen schlug er dann beim traditionellen Eierschmaus kräftig zu. Innerhalb weniger Minuten war die 240-Eier-Pfanne leer. Einige standen gar umsonst an.
Denen sei gesagt: Im nächsten Jahr gibt es ein neues Eichenfest. Und mit Sicherheit wieder eines mit Überraschungen, schließlich feiert der kleine Ort dann sein 720-jähriges Bestehen.