Schlammschlacht im Kreisverband Schlammschlacht im Kreisverband: Kritiker Alfons-Josef Wolff droht Ausschluss aus CDU

Merseburg - Die Schlammschlacht im CDU-Kreisverband nimmt auch im neuen Jahr kein Ende. Im bereits seit mehreren Jahren schwelenden Streit um nicht gezahlte Beiträge folgt nun die nächste Eskalationsstufe: Bei seiner Sitzung will der Kreisvorstand am Donnerstag darüber abstimmen, ob mit dem Landsberger Stadtverbandschef Alfons-Josef Wolff ein Kritiker aus der Partei geworfen werden soll. Die entsprechende Beschlussempfehlung liegt der MZ vor.
In dem Dokument wird der Vorstoß mit Vorfällen auf dem jüngsten Parteitag der Saalekreis-CDU im Dezember vergangenen Jahres begründet. In einer hitzigen Debatte hatte Wolff dort behauptet, dass er und seine Familie von CDU-Mandatsträgern bedroht und erpresst worden sein sollen. Mit dem Druck sollte erreicht werden, dass auch er keine Sonderbeiträge (siehe Infokasten) zahlt, so wie es rechtlich allerdings vorgesehen ist. „So etwas müssen wir uns nicht vorwerfen lassen“, erklärte am Dienstag der stellvertretende Vorsitzende des CDU-Kreisverbands, Christian Runkel. „Diese Behauptungen schaden der Partei und auch dem Ansehen der Mandatsträger.“ Ähnlich sieht es auch Andrej Haufe, ebenfalls Kreisverbands-Vize. „Beim Parteitag wurden Vorwürfe geäußert, die man so nicht stehen lassen kann“, sagte er. Nach dem Parteitag habe man Wolff schriftlich aufgefordert, konkrete Situationen und etwaige Zeugen zu nennen. „Er teilte dann lediglich mit, falsch verstanden worden zu sein“, ergänzte Haufe, der dies nicht gelten lassen will. Auch andere Mitglieder hätten diese „extrem parteischädigenden Äußerungen“ beim Parteitag genauso verstanden.
Geplanter Ausschluss hat ein Geschmäckle
Wolff selbst wollte sich zum geplanten Parteiausschlussverfahren nicht äußern, verwies auf seinen Anwalt Stephan Stiletto. „Der Parteiausschluss wirkt wie eine Retourkutsche, mit der man einen Kritiker aus dem Weg schaffen will, der unbequem war“, sagt der Jurist.
In der Tat hat der geplante Ausschluss ein Geschmäckle: Denn seit Jahren gilt Wolff, der in seinem Stadtverband vollen Rückhalt genießt, in der Kreis-CDU als Rebell. So kritisiert er etwa schon lange, dass der Kreisvorstand nicht mit ganzer Vehemenz offene Mitgliedsbeiträge eintreibe. Da er aus seiner Sicht kein Gehör fand, erstattete er im vergangenen Herbst mit anderen CDU-Mitgliedern Strafanzeige gegen ehemalige und aktuelle Vorstandsmitglieder.
Bereits 2016 hatte der Beitragsstreit im Kreisverband zur Spaltung der Kreistagsfraktion geführt. Alle Mitglieder bis auf Wolff und den Ex-CDU-Kreischef Steffen Rosmeisl waren aus der Fraktion ausgetreten und hatten eine neue gegründet. Nach einem Intermezzo als dreiköpfige Mini-Fraktion sitzen Wolff und Rosmeisl seit Mai 2017 als fraktionslose Mitglieder im Kreistag. (mz)