Integration in Schkopau Schkopau: Schlosshotel gibt Flüchtlingen eine Chance

Schkopau - Mit wachsamen Blick steht Nahom Weldu hinter der Rezeption des Schlosshotels Schkopau. Die Hände auf dem Rücken ist er bereit, die Wünsche der Gäste zu erfüllen. Seit Anfang August trägt er die rote Dienstweste und absolviert eine Ausbildung als Hotelfachkraft. Damit ist er einer von zwei Flüchtlingen, die nun ihr berufliches Glück im Schkopauer Schloss suchen.
Nahom Weldu aus Eritrea lebt seit zwei Jahren in Halle
Noch vor drei Jahren war das für Weldu wohl kaum vorstellbar. Damals war er auf unbestimmte Zeit zum Militärdienst in Eritrea eingezogen. Der heute 26-Jährige entschied sich zur Flucht. „Es gibt keine Chance, in unserem Land zu leben“, begründet er den Schritt. Sein Weg führte ihn anschließend in die Sahara und auf einem der berüchtigten Flüchtlingsboote nach Italien. Ein Weg, auf dem seine Schwester Jahre zuvor gestorben war.
Weldu hatte mehr Glück. Er schaffte den Weg nach Deutschland, lebt seit zwei Jahren in Halle, wo er Integrations- und Sprachkurse absolvierte, bevor er im Frühjahr ein Praktikum im Schlosshotel begann.
Vrej Agop flüchtete aus Syrien
Hier traf er auf Vrej Agop, der vor zwei Jahren vor dem Krieg in Syrien flüchtete. Auch ihm sieht man seinen Beruf sofort an. Der ruhige, kräftige Mann trägt weiße Hose, weiße Jacke, weiße Schürze. Agop ist Koch. Das war er auch schon in al-Hasaka, seiner Heimatstadt im Nordosten Syriens. „Dort habe ich in einem Restaurant gearbeitet.“ Doch seine Ausbildung wird hier, ebenso wie Weldus zweijähriges Hotel- und Tourismusstudium nicht anerkannt.
„Freunde und Kollegen haben mir gesagt, dass es wohl auch nicht mit einem deutschen Studium vergleichbar ist. Es war eher eine Ausbildung“, sagt der Eritreer, der nach seinem Abschluss nicht im Hotel, sondern als Geografielehrer arbeitete.
Schlosshotel Schkopau ist froh, die zwei Flüchtlinge als Lehrlinge gefunden zu haben
Immerhin können die beiden Flüchtlinge, ob ihrer Vorerfahrung ihre Lehre verkürzen. Doch Agop, der täglich mit der Bahn aus Neustadt pendelt, will freiwillig drei Jahre machen. „Ich bin orientalischer Koch, muss das deutsche Kochen noch lernen.“ Es gebe doch große Unterschiede, sagt er: „Vor allem die Saucen. In Syrien hast du vielleicht zwei Saucen, hier gibt es zu jedem Fleisch eine andere.“
Nach drei Monaten Praktikum und den ersten Tagen als Azubis wirken Weldu und Agop zufrieden mit ihrer Wahl. Und auch im Schlosshotel ist man glücklich, die beiden gefunden zu haben. „Sie sind derzeit unsere einzigen Azubis. Wir suchen immer, aber es ist schwer, welche zu finden“, berichtet Martina Näther, im Hotel für Buchhaltung und Personal verantwortlich.
Die Zahl der Bewerbungen, die sie erreichen, sei gering, in diesem Jahr habe es eigentlich gar keine gegeben. „Wir haben deshalb lange versucht, auch Flüchtlinge zu finden, über das Jobcenter und die Arbeitsagentur.“ Der Kontakt zu Agop und Weldu kam schließlich über ein Projekt der Industrie- und Handelskammer zustande. Das Praktikum gab beiden Seiten die Möglichkeit, sich zu testen.
Ausbildung im Schlosshotel Schkopau: „Ich denke, das ist genau mein Ding“
Das Ergebnis fiel positiv aus. „Ich denke, das ist genau mein Ding“, drückt es Weldu aus, der zunächst vor allem an der Rezeption zum Einsatz kommt. Dort kann er die Gäste auf Deutsch, Englisch und in seiner Muttersprache Tigrinisch begrüßen, wobei letztere wohl eher selten zum Einsatz kommen dürfte.
Sorgen, dass er sprachlich in der Berufsschule Probleme bekommen könnte, macht er sich nicht. Da er eine unterstützte Ausbildung absolviert, könnte er notfalls auch zusätzliche Sprachkurse besuchen. Sein vier Jahre älterer Kollege Vrej Agop hat sich derweil bereits ein Stück weit in die deutsche Esskultur eingelebt und schon zwei neue Lieblingsgerichte gefunden: Bratwurst und Fleischkäse.
Vielleicht biete sich ja auch mal die Gelegenheit, dass er seine heimischen Kochkünste im Schlosshotel zur Geltung bringt, sagt Näther. Die Personalverantwortliche stellt ihren beiden neuen Azubis bei erfolgreicher Ausbildung bereits gute Jobperspektiven in Aussicht. „Wenn sie es gut machen, besteht die Möglichkeit, dass sie übernommen werden. Aber mit ihrem Abschluss könnten sie dann auch sonst überall auf der Welt arbeiten“, unterstreicht Näther. (mz)