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Die Leuna-Werke Schätze im Landesarchiv: Seltene Fotografien der Leuna-Werke

Von Michael Bertram 08.07.2016, 17:20
Die Damen vom Buffet des Gesellschaftshauses in Leuna posierten im Januar des Jahres 1939 für einen Werksfotografen.
Die Damen vom Buffet des Gesellschaftshauses in Leuna posierten im Januar des Jahres 1939 für einen Werksfotografen. Landesarchiv

Merseburg - Die haben in Leuna jede Schraube im Bild festgehalten“, sagt Marion Schatz. Die Mitarbeiterin des Landesarchivs muss es wissen. Zum einen arbeitete sie vor der Wende selbst in den Chemie-Werken, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiern.

Zum anderen verwaltet sie heute in der Außenstelle Merseburg das gewaltige Foto-Erbe, das die zahlreichen Werksfotografen seit der Geburt des Industriestandortes hinterlassen haben. „Wir reden von schätzungsweise 800.000 Aufnahmen“, sagt die Archivarin.

Einen faszinierenden Einblick in die ersten zwölf Jahre Leunas gibt noch bis 31. Oktober eine Sonderausstellung des Kulturhistorischen Museums in Merseburg. Unter dem Titel „Menschen in Leuna - Fotokunst für das Werk“ hat der Leipziger Kurator Joachim Riebel rund 16.000 Archivaufnahmen durchgesehen und die besten Fotos in einer Schau zusammengestellt. Täglich von 9 bis 18 Uhr können die Besucher die Entstehung der Leuna-Werke, aber auch der Siedlungen im Umfeld nachvollziehen. Ausgewählt wurden darüber hinaus viele Fotos mit ausgesprochen künstlerischer Qualität. Zudem wird mit Ludwig Steinhoff die Biografie eines der ersten Werksfotografen Leunas näher beleuchtet.

Zeitreise ins Industrie-Zeitalter

Säuberlich sortiert schlummern diese in verschiedenen Formen im Magazin des Archivs. Darunter sind allein 25.000 Glasplatten, die die ersten verfügbaren Träger von Fotoemulsionen waren.

Digital liegen erst 7.000 der Darstellungen vor, wie Schatz sagt. Nur zum Teil sind die Fotografen namentlich bekannt. „Die Arbeiten wurden fortlaufend nummeriert und archiviert“, erklärt Schatz.

Später kamen Negativbücher hinzu, in denen Details vermerkt wurden. Darin wurden auch Kürzel der Urheber notiert. Auch dass einige Bestände durch eine Havarie im Werk in den 70ern vernichtet wurden, ist vermerkt.

Fotografiert wurde nicht nur die einstmals grüne Wiese, auf der die Werke in Rekordzeit errichtet wurden, oder die chemischen Anlagen. Auch das Leben drumherum wurde abgebildet.

Zu sehen sind etwa Fußballspiele von Betriebssportgruppen, die Entstehung von Leuna und Halle-Neustadt, wo die Arbeiter lebten, oder die Mai-Demos zu DDR-Zeiten. „Diese Bestände sind so wertvoll, weil sie eben alles und nicht nur ein paar verrostete Schrauben zeigen“, betont Marion Schatz. „Ich kenne keine andere Sammlung, die so vielfältig ist.“ (mz)