Saaleschifffahrt in der Krise
Merseburg/MZ. - "Die wochenlange Sommerhitze war für uns nicht das Problem. Aber die Fußball-WM hat uns betriebswirtschaftlich tausende Euro Verluste beschert, denn Saale-Touristen blieben aus. Aber auch in den anderen Monaten lief es nicht besser", so Freise. Besonders die Routen von und nach Merseburg haben dem Saale-Schiffer Verluste eingefahren. Ein Grund war der lange Winter mit verspätetem Saisonstart und das nachfolgende Hochwasser im Frühjahr. Dem wiederum folgte ein extrem niedriger Wasserstand. "Daran haben auch die letzten Regen-Tage nicht viel geändert" so Freise.
"An der Schleuse an der Rischmühleninsel hatten wir jetzt 2,02 Meter Wasserpegel gemessen", so Freise. "Der niedrigste Wasserstand im Vorjahr, an dem ich mich erinnern kann, betrug 2,12 Meter." In diesem Jahr beförderte er von Mersburg aus rund 5 500 Passagiere, 20 Prozent weniger als noch 2005: "Ich habe noch Ende Juli daran gedacht, hier die Segel zu streichen und nicht mehr zu fahren", so Freise, der vier fahrende Fahrgastschiffe und Kaffeeschiff besitzt und von Halle aus die Saale auf- und abwärts kreuzt. Von Merseburg schippert er regelmäßig nach Leuna, Schkopau, Röpzig und Planena.
Am Freitag machte er zehn Uhr vom Anlieger unterhalb des Schlossberges letztmalig in diesem Jahr die Leinen los, um bis zum Ankerplatz zur Burg Giebichenstein zu fahren, wo das Schiff überwintert. Was die Zukunft bringt, weiß Freise nicht. Seinen vier Mitarbeitern hat er zum 31. Oktober kündigen müssen. "Ich kann sie jetzt nicht mehr bezahlen", so der Saale-Kapitän, "weil einfach nichts mehr übrig geblieben ist. Ich kann nur noch die laufenden Rechnungen begleichen.
In den Sternen stehen derzeit auch die Fahrten auf der Saale in Richtung Bad Dürrenberg. "Die Dürrenberger haben ja ein eigenes Schiff gekauft, das wohl nur 95 Zentimeter Tiefgang hat. Mein Schiff hat aber 1,15 Meter. Da kann ich es drehen und wenden wie ich will, fahren lässt sich damit auf der Saale bis an diesen Standort zur Zeit nicht. Es gibt zu viele Variablen in der Rechnung. Der Wasserstand schwankt über die Saison zu sehr." Trotzdem: Aufgeben will Freise nicht. Erstmals brachten in diesem Jahr zwei Busgesellschaften mehrmals Touristen an den Merseburger Saaleanleger. Das gibt Freise Hoffnung. Und er verweist auf die Umgeburg: "Die Merseburger haben mit der Saale ein landschaftliches Kleinod vor der Tür, das die meisten von der Wasserseite her nicht kennen. Bei jeder Tour gibt es Neues zu entdecken. Ob das Eisvögel, Rehe oder Auerhähne sind."
Ab 1. Mai 2007 will er jedenfalls wieder von Merseburg aus regelmäßig ablegen. Freise: "Die neuen Fahrpläne gibt es ab Mitte März in der Stadtinformation." Vielleicht kann er dann schon Ostern in Richtung Leuna fahren: "Das ist allerdings abhängig vom Wasserstand."