Saalekreis Saalekreis: Zwei Brandorte in der Lagerhalle - Ist das Zufall?
DÖLLNITZ/MZ. - Wenn jemand im Raum Halle zum Beispiel den Inhalt seines Kellers komplett entsorgen will und sich dafür einen Container bestellt, dann geht dessen Inhalt möglicherweise zum Zentrum für Wertstoffverarbeitung (ZfW) in Döllnitz.
Die Mitteldeutsche Zeitung konnte Donnerstag erstmals einen Blick in die zur Hälfte ausgebrannte Lagerhalle der Firma Zentrum für Wertstoffverarbeitung (ZfW) in Döllnitz werfen. Im Augenblick ist die Halle nach dem Brand in der Nacht zum 20. August komplett für Arbeiten gesperrt. Das hatte ZfW selbst veranlasst. "Der vordere Teil der Halle und auch das darin befindliche Material sind allerdings unversehrt", zeigte ZfW-Geschäftsführer Knut Steffens def MZ. Im hinteren Teil der Halle, wo angeliefertes Material nach Wertstoffen wie Holz, Metall oder Kunststoff durchsucht wird, bietet sich jedoch immer noch ein völlig anderer Anblick.
Dort hatte es unter einer Sortieranlage an der Längsseite der Halle gebrannt, wo schlecht brennende zusammengepresste Pappe gelegen hat. Doch noch schlimmer sind die Brandfolgen auf der gegenüberliegenden Seite, wo jetzt nur noch ein Haufen verkohlten Drahtgeflechts liegt. Vor dem Brand lagen hier auf vier bis fünf Meter aufgetürmt alte Autositze, die von Natur aus eigentlich schlecht brennen, weil sie aus schwer entflammbarem Polyurethan hergestellt werden. Brennt das Material allerdings einmal, entstehen nach Steffens' Aussagen Temperaturen von 800 bis 1 000 Grad und die Folgen sind verheerend. In der Lagerhalle hat die Hitze an dieser Stelle dazu geführt, dass Deckenplatten heruntergefallen sind und sich dicke Stahlträger verbogen haben.
Auffallend: In der Halle hatte es offenbar nicht durchgängig auf der ganzen Breite gebrannt. Zwischen den beiden Brandorten ist der Betonfußboden vom Feuer offenbar nicht berührt worden. Ein Zufall?
Die Kriminalpolizei ermittelt immer noch wegen des Verdachts der Brandstiftung. Neue, handfeste Erkenntnisse gebe es aber noch nicht, sagte Polizeisprecher Siegfried Koch auf MZ-Anfrage.
Bei ZfW wartet man im Augenblick auf die Anlagenbauer. Die müssen eine kreuzartige Stahlkonstruktion zur Stabilisierung der Halle einbauen, dann darf zumindest im vorderen Teil wieder gearbeitet werden. "Hier produzieren wir Ersatzbrennstoffe, die wir zum Beispiel an Romonta in Amsdorf, Solvay in Bernburg oder auch an Zementwerke liefern", erklärte Steffens. Auch der hintere Teil der Halle mit den verbogenen Stahlträgern werde wieder hergestellt, man wisse jedoch noch nicht wann. Zurzeit habe man eine befristete Genehmigung im Außenbereich zu sortieren. "Es muss ja weitergehen, sonst springen uns die Kunden ab", so Steffens. Außerdem sind Wertstoffe wie der Name sagt wertvoll. Eine Tonne Pappe bringt etwa 130, Schrott im Augenblick 200 und Kabel sogar 400 Euro ein.
Die rund 50 Tonnen Wertstoffe, die durch den Brand unbrauchbar geworden sind, werden in eine Verbrennungsanlage gebracht. Bei ZfW werden monatlich rund 4 000 Tonnen Material angeliefert, sortiert und weiterverarbeitet.