Saalekreis Saalekreis: Wo das Wetter wohnt
LODERSLEBEN/MZ. - "Hier oben hat man das Wetter pur, völlig ungefiltert sozusagen", meint Holger Trautmann. "Nicht so wie unten im Dorf." Seit Jahrzehnten lebt der 53-Jährige neben der Mühle Lodersleben, die einst seinen Eltern gehört hat. Seit gut fünf Jahren ist er Wetterbeobachter für den Deutschen Wetterdienst (DWD). Im März 2007 wurde die Wetterstation für 25 000 Euro neben seiner Mühle errichtet und eingeweiht.
Wie das Wetter wird, darf man den fröhlichen Futtermittelhändler allerdings nicht fragen. "Ich bin kein Wetterfrosch, ich bin nur der, der sagt, wie es war", schmunzelt er. Und wie war es 2012 bisher? "Trocken", meint Trautmann trocken. "Im März, wenn die Bauern auf den Regen warten, sind nur sieben Liter auf den Quadratmeter gefallen." Auch im Oktober sei kaum Regen gefallen. Im November habe es an drei, vier Tagen zwar 23 Liter pro Quadratmeter geregnet, aber die Gesamtbilanz des Jahres werde das wohl nicht mehr sehr verändern. Bis Mitte des Jahres hatte es gerade mal 230 Liter geregnet. Zum Vergleich: Im ganzen Jahr 2010 gab es 705,5 Liter Niederschlag, 2011 waren es 472,3 Liter.
Die Online-Wetterstation an der Loderslebener Mühle ist über Datenleitungen direkt mit der Messnetzzentrale des DWD verbunden, so dass die gemessenen Daten sofort dem in Offenbach stehenden Supercomputer für Wettervorhersagen oder mögliche Unwetterwarnungen zur Verfügung stehen. An der Mühle werden Niederschläge, Lufttemperatur in zwei Metern Höhe und fünf Zentimeter über dem Boden und sogar Bodentemperatur bis einen Meter Tiefe gemessen. "Und wenn dann im Fernsehen oder Radio gesagt wird 'An der Mühle Lodersleben war es heute soundso' dann macht mich das schon ein bisschen stolz", erzählt der Mann, der leidenschaftlich gern das Wetter beobachtet.
Zu Beginn seiner Tätigkeit für den DWD musste Trautmann dreimal täglich raus, um zu messen und den Himmel anzuschauen, um den Wolkenbedeckungsgrad festzuhalten - um 6.50, 12.50 und 18.50 Uhr. Diese Zeiten sind allerdings vorbei. Mittlerweile wurde unweit der Wetterstation auf einem Acker ein Windmast errichtet, mit dessen Hilfe die Windstärke automatisch gemessen wird. Auch die Niederschlagsmenge muss er nicht mehr selbst ablesen.
Allerdings wenn Schnee fällt, dann muss Holger Trautmann raus. "Ab vier Zentimeter Höhe muss ich den Schnee mit einem Ausstechgerät mit zehn Zentimeter Durchmesser herausheben, wiegen und berechnen, wieviel Wasser da drin steckt. Damit man weiß, mit wieviel man rechnen muss wenn es schmilzt", erklärt er. Das alles muss er in ein kleines Gerät eingeben, dass die Daten weitersendet. Trautmann muss auch jeden Tag auf ein Knöpfchen drücken und sagen, ob es schneit. "Selbst im Hochsommer - aber das mache ich jetzt nicht mehr. Ich hab dem DWD gesagt, wenn es bei uns im Juni schneit, rufe ich persönlich an", schmunzelt der 53-Jährige. Am Montag gab es ein paar Flocken an der Mühle, aber für die Meldung "Schnee" hat das noch nicht ausgereicht. "Ein bisschen Weiß würde ich mir aber schon wünschen, vielleicht zu Weihnachten", hofft Holger Trautmann. "Bloß Schmuddelwetter - das brauchen wir nicht."