Saalekreis Saalekreis: Wenn das Geld hinten und vorne nicht reicht
querfurt/MZ. - Ganz vorsichtig steckt eine junge Mutter den Kopf um die Ecke. "Ich habe gehört, dass ich hier eventuell ein paar Kinderschuhe preiswert bekomme", sagt sie und tritt mit zögernden Schritten in den großen Raum. Das kleine Mädchen an ihrer Hand stürmt los. Sie hat die Spielzeugecke entdeckt und greift sich eine Puppe. Die Mama trägt inzwischen ihr Anliegen vor und wird zu den Schuhen geführt. Für einen Euro findet sie schnell etwas Passendes für die kleine Sophie. Und die Puppe ist für 50 Cent auch erschwinglich.
Die beiden werden bestimmt gerne wiederkommen, wenn sie etwas zum Anziehen für das Kind benötigen, denn die Hartz IV-Empfängerin muss tüchtig rechnen, um über die Runden zu kommen. "Und die Zahl der Menschen, die sozial immer schwächer werden nimmt zu. Deshalb ist unser neues Projekt, das Sozialkaufhaus, einfach mal nur eine prima Sache. Wir haben vor Jahren schon ein Stück weit soziale Verantwortung übernommen. Und die werden wir auch so schnell nicht abgeben, denn die vielen sozial schwachen Gäste, die täglich auch zu uns zum Essen kommen zeigen, dass das auch richtig ist", sagt Karin Bürgel, die Geschäftsführerin der IEB Schulungsgesellschaft Querfurt, unter deren Dach sich mit dem Projekt "Arche" ein soziales Zentrum für benachteiligte Menschen, für Alg-II-Empfänger und deren Kinder befindet. "Wir hatten ja schon seit einiger Zeit eine gut in Anspruch genommene Kleiderkammer", fährt Frau Bürgel fort. Weil man schließlich die Notwendigkeit erkannte, auf diesem Gebiet noch mehr anzubieten und eine Werkstattfläche im Gebäude frei wurde, entschied man sich, ein soziales Kaufhaus einzurichten.
Und es habe gar nicht lange gedauert, bis die ersten Leute kamen, um das Kaufhaus zu "bestücken", ist von Ramona Lindner zu erfahren, die als Sozialpädagogin im IEB beschäftigt ist. Kleidung für Damen, Herren und Kinder in bester Qualität ist gebracht worden. Spielzeug, Lampen, Gläser, Geschirr, Besteck, Bettwäsche, Gardinen und auch einige Kleinmöbel. "Aber wir sind keine Möbelbörse. Deshalb nehmen wir auch kein Mobiliar an. Wer etwas abgeben möchte, der kann uns das sagen. Wenn wir jemanden kennen, der etwas braucht, vermitteln wir gerne. Aber mehr geht in dieser Richtung nicht", sagt Karin Bürgel. Vor allem jungen Leuten habe man seit der Eröffnung des Sozialkaufhauses im Januar schon gut helfen können. "Wenn die ihre erste Wohnung bekommen, dann helfen wir gerne. Dabei haben wir festgestellt, dass uns vor allem noch Töpfe, Pfannen und Besteck fehlen. Und fahrbare Kleiderständer, damit wir die Sachen noch besser präsentieren können." Ganz kostenlos wolle man die Sachen aber nicht abgeben. Schließlich reinige und repariere man auch so manches Stück, was dann angeboten werde. Aber ein oder zwei Euro seien ja kein Preis für etwa eine Winterjacke oder eine Wohnzimmerlampe. "Da gibt es auch keine Diskussionen. Die Kunden sehen das ein und zahlen gerne den keinen Obolus", so Bürgel. "Auch wenn wir manchmal Spenden ablehnen, weil wir die Regale voll haben - eine Nachfrage lohnt immer. Derzeit nehmen wir übrigens sehr gerne Übergangskleidung an", fügt Ramona Lindner hinzu.