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Saalekreis Saalekreis: Strahlend wie am ersten Tag

Von UNDINE FREYBERG 25.08.2010, 16:55

SCHMIRMA/MZ. - "Ich bin total begeistert", strahlt Klaus Völker (57), der Enkel des berühmten halleschen Malers Karl Völker (1889-1962) und selbst Maler und Grafiker. "Ich hatte gehofft, dass die Bilder so aussehen würden. Aber dass sie strahlen wie am ersten Tag? Einfach wunderbar." Anlass für diesen Glücksausbruch war die Rückkehr der ersten beiden restaurierten Deckengemälde Karl Völkers in die kleine Kirche nach Schmirma im Geiseltal.

Die beiden Restauratorinnen Uta Matauschek und Sybille Kreft aus Dresden hatten dafür kleine Wunder vollbracht, denn "Christus und die Kinder" und "Christus und die Sünderin" waren in ziemlich schlechtem Zustand. Regenwasser, das durch das undichte Dach der Kirche gedrungen war, hatte lange auf der Rückseite der Bilder gestanden, war langsam getrocknet und hatte mit Holzmehl, Staub, Ruß und öligem Holzschutzmittel eine feste Einheit und hässliche braune Ränder gebildet.

"Um diese Ränder möglichst schonend zu beseitigen und den Schmutz zu entfernen, haben wir ein Trockendampfverfahren eingesetzt, also allerfeinsten Nebel versprüht", erklärte Sybille Kreft. Danach habe man mit Schwämmchen den Schmutz abgenommen. "Die Farbe ist noch komplett original, wir hatten lediglich punktuelle Absprengungen beheben müssen", sagte Uta Matauschek der MZ. Die habe es an den winzigen Stellen gegeben, an denen Spinnweben an den Gemälden hafteten. Um die Bilder nach mehrmonatigen Reinigungs-, Trocken- und nötigen Ruhephasen wieder auf ihre etwas überarbeiteten Rahmen spannen zu können, waren auf der Rückseite der Bilder zehn Zentimeter breite Leinwandstreifen zur Verstärkung angebracht worden. Matauschek: "Sonst wäre das gar nicht möglich gewesen."

Einige Mitglieder des Vereins Karl-Völker-Initiative waren am Mittwoch dabei, als die Bilder übergangsweise in mehreren Metern Höhe neben dem Altar der Kirche angebracht wurden, und packten kräftig mit zu. Oben auf dem Gerüst standen der Hallenser Klaus Völker und der Schmirmaer Bernd Müller mit Ute Matauschek, und von unten schoben unter anderem Sabine Meinel vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und der Kurator der fotografischen Sammlung der halleschen Moritzburg, Theo Immisch,

Rund 20 Vereinsmitglieder engagieren sich für den Erhalt und die Restaurierung der Völker-Bilder. "Allerdings haben wir trotz vieler Anträge noch keinen Euro an Fördermitteln erhalten", sagte Sabine Meinel. Die seien aber dringend nötig, denn die Restaurierungskosten für alle 14 Bilder waren auf 60 000 Euro, die Kosten für die notwendige Sanierung des undichten Daches auf 130 000 Euro geschätzt worden.

Aber wie war die Schmirmaer Kirche überhaupt zu den farbenprächtigen Völker-Bildern gekommen? 1920 wollte sich die Gemeinde Schmirma den Innenraum ihrer Kirche mit Christusbildern ausmalen lassen und bat Provinzialkonservator Max Ohle in Halle um eine Künstlerempfehlung. Dieser lobte in einem glühenden Brief an den Pfarrer den halleschen Künstler Karl Völker, der darauf 14 Deckengemälde schuf. Diese wurden nach Fertigstellung zunächst in Halle ausgestellt. Am 15. Juni 1922 wurden sie mit dem Zug und dann ab Mücheln mit dem Pferdewagen nach Schmirma gebracht.