Saalekreis Saalekreis: Stolperfalle Schulhof
MERSEBURG/MZ. - Aufgeschürfte Knie, Risse in der Hose, blaue Flecken - keine Seltenheit, wenn Kinder herumtoben. Doch was, wenn das nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist? Auf dem Schulhof, den sich Joliot-Curie- und Johannes-Grundschule teilen, stehen derlei Unfälle leider auf der Tagesordnung - nicht weil die Kinder unvorsichtig oder übermütig sind, sondern weil sich der Schulhof in einem schlechten Zustand befindet. "In der Regel verletzen sich ein bis zwei Kinder täglich", klagt Schulleiterin Monika Tschakert.
Das Problem: Die Bitumendecke, die mit Schlackensteinen besetzt ist, wurde durch Wurzeln teils nach oben gedrückt, so dass eine erhöhte Stolpergefahr für Grundschüler und Hortkinder besteht.
"Ich kann den Kindern das Rennen doch nicht verbieten, schließlich brauchen sie das. Es liegt in ihrer Natur", so Monika Tschakert, die seit 1991 die Schule leitet. Sie bedauert, dass bislang noch nichts geschehen ist, um die Gefahrenzone zu entschärfen. "Erst war es nur eine Kleinigkeit, aber mittlerweile ist es ein großes Problem", sagt Tschakert. Das Straßen- und Grünflächenamt habe zwar schon Ausbesserungen vorgenommen, aber das reiche nicht aus. Hinweise an das Schulverwaltungsamt des Landkreises seien erfolglos gewesen, so die Leiterin. Ein Zustand, den die Eltern nicht mehr länger hinnehmen wollen. So ging jetzt beim Schulverwaltungsamt, dem Jugend- und Sportamt der Stadt Merseburg sowie dem Bildungsausschuss ein Beschwerdeschreiben mit insgesamt 68 Unterschriften betroffener Eltern ein.
Ralf Schmiedl, von der gleichnamigen Anwaltskanzlei, hat das Schreiben verfasst. Er selbst ist Vater eines Sohnes, der die 1. Klasse der Curie-Grundschule besucht. "Unser Sohn stürzte seit Schuljahresbeginn bereits mehrfach beim Spielen auf dem Schulhof", berichtet Ralf Schmiedl, "und verletzte sich dabei an Knien und Ellenbogen." Nach Rücksprache mit einer der Horterzieherinnen erfuhr Ralf Schmiedl, dass dies regelmäßig geschehe. "Das Stolpern der Kinder steht quasi auf der Tagesordnung", so der Rechtsanwalt. Deshalb ergriffen er und seine Frau die Initiative, wandten sich mit einem Schreiben an die Eltern und sammelten Unterschriften. Auch der Hort und die Johannes-Schule sammelten Unterschriften.
Dem Bildungsausschuss war das Problem bekannt, allerdings nicht dessen Ausmaß. Am Donnerstag soll im Stadtrat darüber diskutiert werden. Stadträte machen sich dafür stark, dass bis zum 31. März eine Notlösung zur Gefahrenabwehr gefunden wird. Die finanziellen Mittel sollen aus dem Verwaltungshaushalt zur Verfügung gestellt werden, sieht es ein Antrag vor.
Gerd Heimbach, Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes, hat sich die "Stolperfalle" angeschaut. Es müsse etwas geschehen. Doch in welchem Umfang, hänge vom Geld ab. "Denkbar ist, abschnittsweise eine drei Zentimeter dünne Schicht aufzuspritzen und so die groben Mängel zu beseitigen", so Heimbach. Damit könnte man die Gefahren zunächst bannen - bis zum großen Baustart. So soll die Grundschule - als letzte in Merseburg - grundlegend saniert werden. Entsprechende Fördermittel wurden beantragt, hieß es aus dem Bildungsausschuss. So werde noch in diesem Jahr mit der Sanierung der Gebäude begonnen (750 000 Euro), 2014 soll das Außengelände (100 000 Euro) folgen. "Wir können den Schulhof jetzt nicht grundlegend erneuern, wenn anschließend Baufahrzeuge darüber fahren", sagt Daniel Stahnke (SPD), Bildungsausschuss-Vorsitzender, "aber es muss etwas geschehen, damit die Gefahr minimiert wird."