Saalekreis Saalekreis: Staatsanwalt ermittelt beim Heilbrunnen
BAD LAUCHSTÄDT/MZ. - Die Situation der Heil- und Mineralbrunnen GmbH aus Bad Lauchstädt beschäftigt nun die Justiz. "Wir ermitteln unter anderem gegen Andreas Thoma und Uwe Althaus wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung", sagte Klaus Wiechmann von der Staatsanwaltschaft Halle. Thoma ist Geschäftsführer des angeschlagenen Brunnenversands, Althaus war sein Vorgänger. Das Traditionsunternehmen produziert nicht mehr, Löhne und Gehälter aller angestellten Mitarbeiter wurden seit Monaten nicht ausgezahlt.
Viele der rund 30 Beschäftigten gehen nun auf die Barrikaden. Nachdem mehrere bereits beim Arbeitsgericht Klage eingereicht hatten, will eine Gruppe Beschäftigter jetzt Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstatten. Dabei erhalten die Lauchstädter Unterstützung von der Gewerkschaft. "Wir werden ebenfalls das Gespräch mit der Staatsanwaltschaft suchen", erklärt Jörg Most von der Gewerkschaft Nahrung, Genuss und Gaststätten (NGG).
Das Problem sei, dass Arbeitsrechtsprozesse lange dauerten, bisher habe es noch keine Verhandlung gegeben. Gegenwärtig stünden dreieinhalb Monatslöhne aus. "Kurz vor Weihnachten wissen viele der Beschäftigten nicht, wie sie über die Runden kommen sollen", weist Most auf die Dramatik hin. Einige hätten Arbeitslosengeld beantragt, das werde nun geprüft. Auf den anhaltenden Lohnrückstand hatten die meisten Mitarbeiter mit der "Zurückbehaltung ihrer Arbeitskraft" reagiert, einem laut Gewerkschaftsvertreter üblichen und rechtlich sanktionierten Mittel: Sie waren zu Hause geblieben.
In der kommenden Woche wollen Heilbrunnen-Beschäftigte und Gewerkschaft einen Aktionstag in der Goethestadt organisieren. Die Heilbrunnen-Mitarbeiter hoffen dabei auf Unterstützung der Öffentlichkeit und der Politik. "Wir als Gewerkschaft versuchen alles, was rechtlich möglich ist", nennt Most als Strategie.
Davon, dass die Staatsanwaltanwalt wegen Insolvenzverschleppung gegen ihn ermittelt, zeigte sich Andreas Thoma am Mittwoch überrascht. Er ist nicht nur Chef des Brunnenversandes, sondern auch Geschäftsführer der "Perfect Timing Media GmbH", die das Lauchstädter Unternehmen Mitte vergangenen Jahres für einen Euro gekauft hatte. "Ich habe von Ermittlungen keine Kenntnis", sagte er gegenüber der MZ. Er betrachte den Vorwurf der Insolvenzverschleppung "sehr entspannt". Da er erst seit drei Wochen als Geschäftsführer des Bad Lauchstädter Unternehmens im Amt sei, könne das schon "rein technisch" nicht zutreffen. "Wenn man von Insolvenzverschleppung spricht, muss man erst mal über die Rolle des früheren Geschäftsführers Herrn von Gersdorff reden", monierte Thoma. Der sei immerhin mehrere Monate Geschäftsführer gewesen, ehe sich das Unternehmen Anfang Juni diesen Jahres von ihm getrennt habe. Diesen Fakt solle die Staatsanwaltschaft bei ihren Ermittlungen nicht außer Acht lassen.
Peter von Gersdorff hatte nach eigenen Angaben die neuen Eigentümer auf die prekäre Situation der Firma hingewiesen - "und zwar schon vor der Übernahme". Deswegen sei er auch als Geschäftsführer abberufen worden. "Vorwürfe gegen mich sind deswegen vollkommen haltlos", sagte er der MZ. Im Gegenteil: Für die aktuelle Schieflage sei die Perfect Timing Media GmbH verantwortlich. "Alle wichtige Geschäftsvorgänge liefen von Anfang an über den Schreibtisch von Herrn Thoma und Herrn Althaus."
In Bad Lauchstädt mehren sich indes angesichts der Witterungslage Befürchtungen, dass in dem leeren Betrieb ohne Vorsorgemaßnahmen die Quelle einfrieren könnte. Das schließt jedoch Thoma aus. "Wir werden alles unternehmen, um die Sicherheit zu gewährleisten", sagte er. Zu den ausstehenden Lohnforderungen wollte er sich nicht ausführlicher äußern. Er habe Verständnis für die Mitarbeiter. Dass einige von ihnen klagten, sei deren gutes Recht.