Saalekreis Saalekreis: Pferdegespannpflügen beim Spergauer Heimatfest
spergau/MZ. - Sein Name ist Ernst-August, er ist jung, kräftig und an diesem Wochenende heiß begehrt. Das reine deutsche Kaltblutfohlen ist der erste Preis bei der diesjährigen Deutschen Meisterschaft im Pferdegespannpflügen in Spergau.
Das Pflügen wird schon längst nicht mehr mit Hilfe von Pferden durchgeführt. Dafür gibt es seit Jahren entsprechende landwirtschaftliche Maschinen. In Spergau ist aber für zwei Tage die Zeit stehengeblieben. Die Gäste des alljährlichen Spergauer Heimatfestes konnten dieses Mal beim Pferdegespannpflügen einen Einblick in die Landwirtschaft von damals bekommen. Das Fest ist gut besucht, viele wollten sich Attraktionen wie alte Handwerkskunst oder den Bauernmarkt nicht entgehen lassen. Vor allem aber locken die Wettkämpfe.
Bis heute hat sich das Leistungspflügen als Sportart erhalten. Die Meisterschaft findet jedes Mal an einem anderen Ort statt, dieses Jahr zum ersten Mal in Sachsen-Anhalt. 23 Gespanne treten bei dem Wettbewerb an, die alle deutschlandweit in der Interessengemeinschaft Zugpferde organisiert sind. Sie kommen aus elf verschiedenen Bundesländern. Als Gastland darf Sachsen-Anhalt vier Starter ins Rennen schicken. Alle kommen aus der Altmark. Aus Hamburg tritt das einzige weibliche Team der Runde an und der Schleswig-Holsteiner Jürgen Koll ist mit seinen 80 Jahren der älteste Teilnehmer im Feld.
"Hier machen nicht nur Landwirte mit, sondern auch Leute, die das Pflügen als Hobby betreiben", klärt Dieter Bösche auf. Als Chefrichter ist er für die Bewertung der Kandidaten zuständig. Der 62-Jährige betreibt den Sport selbst bereits seit ungefähr 25 Jahren. Auch bei einer Europameisterschaft in Schweden ist er bereits angetreten. "Man muss schon ein bisschen verrückt sein, um sowas als Sport zu betreiben", gibt er zu. "Ich selbst war früher mal bei einigen Wettbewerben dabei und wurde dort mit dem Virus infiziert", sagt er lachend. Schön seien solche Wettbewerbe vor allem für Kinder und Älteren. "Die Kleinen können sehen, wie die Landwirtschaft früher funktionierte und die alten Leute, die das Pferdegespannpflügen aus ihrer Jugend kennen, können in Erinnerungen schwelgen."
Seit fünf Jahren ist der Niedersachse für die Bewertung zuständig. Sechs Richter und zwei Tiefenmesser braucht es insgesamt, um die Leistungen der Teilnehmer feststellen zu können. Gute Punktzahlen gibt es vor allem auf ein symmetrisches Pflugergebnis. Ein Pfluggespann besteht dabei aus zwei Pferden und zwei Pflügern, wobei einer den Pflug und der andere die Leinen der Tiere bedient. Es gibt aber auch Alleinpflüger, die dann beide Aufgaben übernehmen. Dafür gibt es bei der Bewertung Extrapunkte.
Ein gleichmäßiges Pflugbild zu erhalten, das erfordert viel Übung. "Für die Pferde ist das Pflügen die schwerste Arbeit überhaupt, weil sie konstant schwer ziehen müssen", berichtet Dieter Bösche. "Außerdem müssen sich die Tiere auf die Stimme ihres Führers einstellen. Ansonsten gibt der Pflüger auf dem Nachbarfeld seinen Pferden Kommandos zum Halten und die eigenen Pferde stoppen ebenfalls."
Zu dieser landwirtschaftlichen Arbeit eigneten sich vorwiegend Kaltblüter, so Bösche. Da wundert es auch nicht, dass der Hauptpreis Ernst-August ebenfalls ein kaltblütiges Tier ist. Seine Karriere als Pflugpferd ist somit schon beinahe sicher. Letztendlich geht er an Jürgen Donker aus Osterwald in Niedersachsen, der im Wettbewerb die höchste Punktzahl erreichte. Auf dem zweiten Platz landete Günther Maasch aus Parsteinsee (Brandenburg) während Bernd Lieb aus Flehingen die sachsen-anhaltinische Ehre mit Platz drei verteidigte.