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Saalekreis Saalekreis: Notruf aus dem Wasser

Von ANNE GUCKLAND 24.07.2011, 15:12

WALLENDORF/MZ. - Es dämmert Freitagabend gegen 21.45 Uhr am Wallendorfer See. Gerade gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit. Noch kann man Gesichter, Personen und Boote in näherer Umgebung erkennen. Da schallt ein lauter Ruf, durch das Lager: Fünf Personen werden vermisst.

Es hat einen Unfall mit einem Ruder- und zwei Segelbooten gegeben. Die Feuerwehren Günthersdorf / Kötschlitz, Nempitz, Kreypau, Wallendorf, Schkopau, Burgliebenau, Luppenau und Lochau werden alarmiert. Sie fahren mit fünf Booten raus. Einsatzleiter Rainer Schwope lässt die Suche im Südosten des Sees beginnen und in nördliche Richtung fortsetzen. Am Steg koordiniert er den Einsatz mit seinem Funkgerät, in der Ferne sieht man die Lichter der Boote. Zwölf Minuten später tönt es durch den Lautsprecher. "Drei Vermisste Personen entdeckt, beginnen mit der Rettung." Nur zwei Minuten später ist der erste Geborgene zurück am Strand.

Inzwischen kann man durch die Dunkelheit nicht mehr viel sehen. Die Ortsfeuerwehr Nempitz hat eine ballonartige Lampe aufgebaut, sie hilft den ehrenamtlichen Rettern bei der Orientierung, erklärt Bootsführer Sebastian Heldt. "Die Bedingungen heute sind nicht einfach. Es herrschen starker Wind und hoher Wellengang", erklärt der 22-Jährige. Dazu kommt die Dunkelheit. Entfernung und Geschwindigkeit sind jetzt viel schlechter einzuschätzen als tagsüber. Endlich sind auch die anderen zwei Vermissten gefunden. Sie werden zum Teil auf Tragen oder einem Bord auf den Booten in Richtung Ufer und Steg transportiert. Kathrin Rose ist verletzt. Sie ist in Decken eingewickelt und wird aus einem der Boote von vier Männern an Land gehievt.

Lachend und zufrieden steht sie allerdings nach wenigen Sekunden wieder auf. Alles war nur eine Übung. Die Wehren haben für den Ernstfall trainiert. "Vor zwei Monaten gab es hier am Wallendorfer See, an dem Baden nur auf eigene Gefahr erlaubt ist, einen Zwischenfall. Ein 12-jähriges Mädchen wollte den See durchschwimmen, hatte aber ihre Kräfte überschätzt. Kurz vor dem Ufer drohte sie unterzugehen. Zum Glück waren andere Schwimmer da, die ihr geholfen haben", erinnert sich Rainer Schwope mit ernster Miene.

Aktueller Anlass

Damals habe man die Hilfe der Feuerwehrmitglieder nicht benötigt, dies könne aber durchaus vorkommen. "Wir trainieren deshalb regelmäßig Rettungseinsätze auf dem Wasser", sagt Schwope. Da es immer mal auch gemeinsame Übungen mit den benachbarten freiwilligen Feuerwehren gebe, lag für ihn die Organisation dieser praktischen Einsatzübung am Wallendorfer See nahe.

"Es gab den beschriebenen aktuellen Anlass. Und wir sind mit unserer Idee auf großen Zuspruch bei den anderen Wehren gestoßen", ergänzt Schwope. Nach der Übung, die kurz vor 23 Uhr offiziell zu Ende ist, stärken sich die etwa 50 Beteiligten aus drei Gemeinden noch gemeinsam mit Gegrilltem und ziehen eine positive Bilanz.

Gute Zusammenarbeit

"Es war super organisiert. Wir haben gemerkt, dass die Zusammenarbeit im Großen und Ganzen sehr gut funktioniert", resümiert Jörg Heilmann, stellvertretender Ortswehrleiter aus Nempitz. Das Boot, auf dem er an Bord war, hatte ungeplant Kathrin Rose an das Ufer transportiert, da ein anderes nicht nahe genug an das Ufer herankam. Die junge Frau, die eines der fünf Opfer spielte, ist zum ersten Mal bei einer solchen Übung dabei. "Ich fühlte mich sehr gut aufgehoben. Trotz der Dunkelheit und der Fahrt über den See hatte ich keine Angst und fühlte mich sicher", strahlt die Wallendorferin, die sich auch in Zukunft wieder zur Verfügung stellen würde, wie sie am Schluss erklärt.