Saalekreis Saalekreis: Merseburger Hotel-Angestellte funken verzweifelt SOS
MERSEBURG/MZ. - Der Vorwurf wiegt schwer. "Oberbürgermeister Bühligen und Kulturamtsleiter George gefährden unsere Arbeitsplätze." So schreiben es die 50 Mitarbeiter des Merseburger Radisson Blu Hotels in einem von fast allen Angestellten unterzeichneten Offenen Brief, in dem sie schildern wie ihrer Meinung nach durch städtische Unfähigkeit eine ordentliche Vermarktung des Ständehauses verhindert wird.
Sie sehen damit nicht nur schwarz für ihre eigene Zukunft - das Hotel würde vom Eigentümer möglicherweise in ein Hotel garni umgewandelt, womit auch der wohlklingende Radisson-Name futsch wäre -, sondern auch für das Ständehaus selbst.
Den Brief schickten sie unter anderem an die Parteispitzen im Land - Reiner Haseloff (CDU), Jens Bullerjahn (SPD), Wulf Gallert (Linke), Veit Wolpert (FDP) -, an Landrat Frank Bannert (CDU), die Dehoga, den Hauptgeschäftsführer der IHK Halle-Dessau, Peter Heimann, und an die Mitteldeutsche Zeitung.
Schon während eines MZ-Forums, in dem auch das Ständehaus eine Rolle spielte, hatte Hotel-Eigentümer Werner Heckendorf gesagt, man sei in den letzten Monaten bei der Platzierung von großen Veranstaltungen im Ständehaus kaum vom städtischen Kulturamt unterstützt, manchmal sogar behindert worden. Nun stünden Dutzende Arbeitsplätze auf dem Spiel. Vorwürfe, das Hotel würde rote Zahlen schreiben, weil keine Zusammenarbeit mit der Stadt möglich sei, hatte Oberbürgermeister Jens Bühligen zurückgewiesen. Zum Vorwurf, er gefährde Arbeitsplätze sagte er am Montag gegenüber der MZ "Dieser Vorwurf ist völlig absurd." Außerdem habe sich das Radisson selbst entschlossen, sich aus dem Ständehaus zurückzuziehen und wirtschaftlich selbständig zu sein. "Egal welches Hotel in Merseburg - es muss sich wirtschaftlich auch ohne das Ständehaus tragen - das gilt auch für das Radisson."
Die Geschichten der Rangeleien um das Ständehaus sind lang.
Bis zum Frühjahr 2009 gab es eine fünfjährige Kooperation der Stadt Merseburg mit dem Radisson und dem halleschen Cultour-Büro Herden, das mit dem Hotel das Haus vermarktete. In dieser Zeit gab es verschiedenste Kulturveranstaltungen aber vor allem große Veranstaltungen wie die Verkehrsministerkonferenz, eine Kabinettssitzung, große Tagungen von Wirtschaftsunternehmen oder auch eine große Bundeswehr-Jahrestagung. Die drei Partner entzweiten sich jedoch - offiziell ließ man einfach nur den Vertrag auslaufen. Da das Radisson die exklusiven Gastronomierechte für das Haus verlor, verließ man die "Parlamentsstuben", die nun seit mehr als einem Jahr leer stehen. Die Stadt übernahm allein das Ruder des Ständehauses, seitdem liegt das Haus beinahe im Dornröschenschlaf. Eine Erhöhung der Raummieten tat ihr übriges - die Buchungszahlen sanken - und wurde nach drei Monaten zurückgenommen.