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Saalekreis Saalekreis: Klartext beim Vor-Ort-Termin

Von GERT GLOWINSKI 11.10.2010, 18:07

BAD DÜRRENBERG/MZ. - Mehr als 150 Bad Dürrenberger folgten dieser Einladung. Viele machten ihrem Ärger über die vorgesehene Bebauung der Parkanlage Luft, hatten zum Teil Jahrzehnte alte Fotos und Auszüge aus der Stadtchronik mitgebracht, um die historische Bedeutung des Geländes zu unterstreichen. Am Donnerstag entscheidet der Stadtrat von Bad Dürrenberg über das brisante Thema - etliche Einwohner der Salinestadt wollen zu dieser Sitzung kommen.

Editha Hoffmann lebt seit 70 Jahren in der Stadt. Der Kurpark ist für sie so etwas wie die "Seele" von Bad Dürrenberg. "Wenn hier ein Bad gebaut wird, geht unser Ruhepol verloren", sagt sie. Marianne Schenke stimmt zu. Der schöne Kurpark sei doch wie das Tafelsilber der Stadt. "Die Leute genießen es, ihn zu besuchen. Man darf ihn nicht für eine Bebauung verkleinern. Das ist, als würde man ihn zerstören."

Das sieht auch Gerhard Verworner so. Der Architekt hat aber gegen den Bau eines Gesundheitsbades nichts einzuwenden - nur nicht im Süd-Bereich des Kurparks. Er verweist auf das nur wenige Meter entfernt liegende alte Salinegelände. Das sei viel besser geeignet als das von einem Berliner Unternehmen favorisierte Areal, sagt Gerhard Verworner und legt einen Entwurf auf den Tisch, auf dem er in seiner Freizeit das Bad auf dem Saline-Gelände eingezeichnet hat. Das weckt die Neugier vieler anderer Bad Dürrenberger, die zum Vor-Ort-Termin der MZ gekommen waren. Auch Monika Lohse ist darunter. Sie wohnt in unmittelbarer Nähe zu dem Bereich, an dem ein Parkhaus für das Sole-Bad errichtet werden soll. "Wir sind überhaupt nicht gefragt worden", kritisiert sie.

Inge Deckner ist weniger skeptisch, was die Baupläne betrifft. Sie sitzt für die Linke im Stadtrat und will am Donnerstag für die Aufstellung eines Bebauungsplanes für den südlichen Kurpark stimmen. "Es geht doch zunächst nur darum, diesen Standort für weitere Untersuchungen frei zu geben", sagt sie. Der Stadtrat könne auch zu einem späteren Zeitpunkt noch "nein" zu einem Bad-Bau sagen.

Geht es nach den meisten Bad Dürrenbergern, die Montagnachmittag mit den MZ-Redakteuren ins Gespräch kamen, soll der Kurpark gänzlich für eine Bebauung tabu sein, viele wünschen sich vielmehr das Salinegelände als Standort. Das sei in einem schlimmen Zustand und ein Schandfleck in der Stadt - so könne man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Bad Dürrenberg bekommt ein neues Bad und das Salinegelände ein neues Antlitz. Was vielen zudem noch unangenehm aufstößt: Sie sehen keinen Sinn im Bau eines weiteren Hotels, wo doch die bestehenden Häuser nur wenig ausgelastet sind. Andere Einwohner sorgen sich um den alten Baumbestand, der den Baggern unweigerlich zum Opfer fallen würde. Welchen Stellenwert der Kurpark vor allem für viele ältere Einwohner hat, versuchte Margit Gabriel auszudrücken. Das Areal sei das "Heiligtum" der Stadt, eine Baustelle habe dort nichts zu suchen.

Das Berliner Unternehmen "Kannewischer & Schulz" hatte aber bereits auf der letzten Stadtratssitzung erklärt, man wolle nur im südlichen Kurpark bauen. Es gibt bereits konkrete Planungen, ein Architekt hatte Entwürfe vorgelegt. Allerdings stehen hinter der Finanzierung noch große Fragezeichen. Ein weiterer Punkt, den viele Einwohner beim Vor-Ort-Termin am Montag nannten.

"Ich finde es sehr gut, dass sich die MZ mit diesem Thema beschäftigt und uns zu Wort kommen lässt", sagt Uwe Bochinski. Er habe dennoch das Gefühl, dass sich im Stadtrat eine Entscheidung über die Köpfe der Bürger anbahnt.