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Saalekreis Saalekreis: Einzigartiger Weißkopfseeadler gerettet

Von UNDINE FREYBERG 30.05.2012, 17:57

MÜCHELN/Pansfelde/MZ. - "Ich bin so froh, dass ihn jemand gefunden hat, der sich mit Tieren auskennt", sagt Falkner Pavel Sihelsky dankbar zu Siegfried Kahnt. Denn dass Weißkopfseeadler "Adam" - es gibt nur zwei solche Tiere in Sachsen-Anhalt - und der Falkner sich am Donnerstag wiedergesehen haben, hatten sie vor allem dem 76-jährigen Müchelner zu verdanken.

Greifvogel saß auf Grabstein

Spaziergänger hatten das Tier auf einem Grabstein auf dem Neuen Friedhof entdeckt und dem Jäger Bescheid gesagt. "Ich habe meine Lederhandschuhe genommen und habe mir das Tier angesehen. Zuerst wollte er mich noch angreifen, aber dann hat er sich einfach mitnehmen lassen. Da habe ich gemerkt, dass der Adler völlig geschwächt ist ", erzählt Kahnt der MZ. Nach einer abenteuerlichen Autofahrt - "Ich hatte keine Kiste dabei, in die ich das Tier setzen konnte" - bekam der Weißkopfseeadler eine Notunterkunft bei Kahnts im Waschhaus. "Dann sind wir gleich zum Fleischer und haben Herz und Rindfleisch gekauft", erzählt Hildegard Kahnt. Als er das Futter fertiggemacht habe, hätte sich der Adler regelrecht auf ihn und das Fleisch gestürzt. "Der war völlig ausgehungert", so der Jäger. Kein Wunder, denn "Adam" muss sehr lange nichts gefressen haben. "Er war am Dienstag letzter Woche bei meiner Greifvogel-Flugschau auf Burg Falkenstein im Harz davongeflogen", erzählt der Falkner, der seit vielen Jahren Greifvogel-Shows auf der Burg veranstaltet. "Er hatte den Blickkontakt zu mir verloren. Wenn das passiert, sind solche Vögel erstmal weg. Das sind keine Brieftauben, die sich immer wieder nach Hause finden." Außerdem sei die Thermik gut gewesen, "Adam" sei in Richtung Thale geflogen - so viel wusste Sihelsky.

Nur zwei Exemplare im Land

Doch der Peilsender, den der Adler trägt, hat nur eine Reichweite von 60 Kilometern. Der Adler hätte überall sein können. "Ich habe sogar schon eine Anfrage ins Internet gestellt." Als der Wind drehte, habe er in Frankreich angerufen, falls "Adam" dort auftaucht. Eine Handy-Nummer auf dem Lederband am Bein des Adlers hatte die Müchelner schließlich auf die Spur seines Besitzers gebracht, der mit "Adam" und neun weiteren Greifvögeln am Donnerstag wieder eine Vorführung auf der Burg machen will. Der Weißkopfseeadler, der das Wappentier der Vereinigten Staaten ist, ist der einzige Adler, der nur in Nordamerika und nirgends sonst auf der Welt heimisch ist. Seit 1940 ist die Jagd auf diese Tiere verboten. In Deutschland leben Weißkopfseeadler eigentlich nur in Zoos oder Falknereien. "In Sachsen-Anhalt gibt es nur zwei Tiere", sagte Pavel Sihelsky der MZ.