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Saalekreis Saalekreis: Ein Tusch fürs alte Handwerk

Von ELKE JÄGER 30.11.2010, 17:18

KNAPENDORF/MZ. - Es war Zufall, dass Mario Mosinski, Inhaber der Landbäckerei Knapendorf, an dem Tag unserer Besuches einen wichtigen Auftritt hatte. Denn normalerweise trägt er in seiner Backstube keine grüne Uniform. Und das Waldhorn bleibt für gewöhnlich auch zu Hause. Doch weil er es dabei hatte, holte er das Instrument aus der schützenden Hülle. So zeigt das Foto zwei Leidenschaften des 42-Jährigen: Der Bäckermeister ist seit fünf Jahren Leiter der Merseburger Jagdhornbläsergruppe.

Die Liebe zur Musik trägt Mario Mosinski schon seit seiner Kindheit in sich. Mit zwölf Lenzen wurde er Mitglied der Bläsergruppe und sollte eigentlich auch beruflich diesen Weg einschlagen. Dass er sich als Jugendlicher anders entschied, hat er bis heute nicht bereut. "Ich bin stolz auf meinen Beruf und froh, dass es das Handwerk noch gibt", bekennt er offenherzig. Tradition hat einen hohen Stellenwert für den Bäckermeister.

Mitten in der Nacht, gegen ein Uhr, beginnt für Mosinski der Arbeitstag. An das zeitige Aufstehen hat er sich gewöhnt. Teig ansetzen, Zutaten mischen, Brötchen und Brotlaibe formen, Kleingebäck und Kuchen auf die Bleche schieben - das ist Routine und doch immer wieder spannend. Dabei steht ihm Annette Brandt, Partnerin in Backstube und im Leben, zur Seite.

Der Bäcker hat seinen Stolz: "Fertige Teigmischungen kommen mir nicht in den Ofen", wehrt er ab. Jede einzelne der bis zu 15 Sorten Brot und Brötchen mischt er selbst. Am gefragtesten ist Mosinskis Roggenmischbrot, das schon Kultcharakter trägt. "Ich probiere öfter mal 'was Neues", erzählt er. "Aber es läuft doch immer wieder auf die altbewährten Produkte hinaus."

Viele, die sich täglich (außer Sonntag und Montag) ab sechs Uhr morgens frisches Backwerk holen, sind Stammkunden. Zudem beliefert er einen Geiseltaler Partyservice und eine Gaststätte. Auf Wunsch gibt es für private Feiern neben diversen Torten und Kuchen auch Spanferkel und Speckkuchen. Bei goldenen Hochzeiten spielt der Bäckermeister schon mal zur Überraschung der Jubelpaare ein Ständchen auf der Trompete.

Weihnachten stehen natürlich Stollen hoch im Kurs und jeweils Donnerstag vor dem ersten Advent schiebt er die Stollen der Hausbäcker aus dem Dorf in den Ofen. Auf den ist er besonders stolz. "Da sind wie früher Steinplatten drin, da wird das Brot besonders gut", erklärt er und ist stolz, dass er "jede Schraube" kennt - er hat den Backofen 1998 selbst mit aufgebaut. Als er nämlich - das war am 27. Dezember vor 20 Jahren - das erste Brot buk, musste er noch mit Holz heizen. Die Backstube hatte seinerzeit mehrere Jahre leer gestanden. Das ungewöhnliche Datum der Eröffnung lag übrigens einer Wette zugrunde. "Das schafft du nie in diesem Jahr" hatte der damalige Bürgermeister zu Mario Mosinki gesagt. Tja, er war der Verlierer.