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Saalekreis Saalekreis: «Bescheiderklärer» für Hartz IV

Von regina retzlaff 27.12.2012, 18:49

querfurt/Merseburg/MZ. - Warum muss man als Hartz IV-Empfänger eigentlich alle sechs Monate einen neuen Antrag stellen, wenn sich doch nichts in der Familie grundlegend verändert hat? Kann man Anträge denn nicht schneller bearbeiten und die Bescheide pünktlich zuschicken? Wieso bekommen wir nicht immer die gleiche Summe ausgezahlt, sondern unterschiedliche? Warum muss man erst beim Landrat anklopfen, damit man im Eigenbetrieb für Arbeit ernst genommen wird?

Diese und weitere sehr spezielle Fragen packte der Querfurter Manfred K. (Name geändert) bei einem Gespräch mit der MZ auf den Tisch. Er sei zudem sehr unzufrieden mit der Arbeit einiger Jobcenter-Mitarbeiter in Querfurt. Die MZ fragte nach und packte die Fragen des Lesers auf den Tisch im Jobcenter, wo Sabine Felsch, stellvertretende Fachgebietsleiterin Antragsservice, Stefan Hanke, Bescheiderklärer im Leistungsbereich und Horst Jahns aus der Pressestelle des Jobcenters versuchten, einige der Fragen, die von allgemeinem Interesse sein könnten, zu beantworten. "Denn zu Herrn Ks. Problemen selbst dürfen wir nicht Stellung nehmen. Dazu müsste er uns schriftlich die Freigabe seiner Daten bestätigen", so Jahns. Bis zum Termin des Gesprächs der MZ im Jobcenter lag diese Freigabe nicht vor. Deshalb werde man sich darauf konzentrieren müssen, immer wieder gestellte Fragen zu erläutern, so Jahns weiter.

Warum man seinen Antrag alle sechs Monate immer wieder neu stellen muss? "Weil uns das der Gesetzgeber einfach vorschreibt. Die Nachfolgeanträge sind aber auch nicht so umfangreich wie die Erstanträge. Auch hier helfen unsere Mitarbeiter gerne beim Ausfüllen", erklärt Sabine Felsch. "Seit 2005 gab es im Bezug auf Harz IV insgesamt 44 Gesetzesänderungen. Da kann man sich vorstellen, was unsere Mitarbeiter auch in dieser Beziehung zu bewältigen und dann vor allem zu beachten haben", hakt Horst Jahns wieder ein.

"Wer seinen Bescheid nicht versteht, der kann ihn sich detailliert bei uns erklären lassen. Dafür haben wir unsere sechs Bescheiderklärer, von denen ich einer bin", sagt Stefan Hanke. In fast allen Fällen können die helfen und dafür sorgen, dass die Fragesteller zufrieden nach Hause gehen. "Wenn wir beim Erklären bemerken, dass tatsächlich Fehler gemacht wurden, dann kümmern wir uns natürlich darum, dass die umgehend beseitigt werden", so Hanke.

Zu Verzögerungen beim Bearbeiten der Anträge könne es kommen, wenn sich komplizierte Sachlagen ergeben. Wenn man zum Beispiel gezahltes Schulgeld, neu genehmigte oder sich verändernde Rentenzahlungen, Wechsel von Krankenkassen oder ähnliche Fakten beachten müsse oder wenn Angaben unvollständig sind. "Natürlich hören wir dann immer wieder einmal, dass das alles Schikane und Willkür sei. Doch ich kann versichern, dass wir nach bestem Wissen und Gewissen arbeiten", will Horst Jahns unterstrichen wissen. Aber man wolle künftig noch besser auf die Kunden eingehen und mit ihnen zusammenarbeiten, kundenfreundlicher und kundenorientierter werden.

Deshalb gibt es ab 1. Januar ein Kundenreaktionsmanagement (ein Beschwerdemanagement existiert bereits). Das entstehe zusätzlich zu den Bescheiderklärern. "Herr K. aus Querfurt wird dazu unsere erste Einladung bekommen. Dann kann er, so er sie auch annimmt, seine Sorgen und Probleme schildern. Wir werden versuchen, ihm zu helfen, zu erklären und Irritationen aus dem Weg räumen", erklärt Sabine Felsch.