Saalekreis Saalekreis: Bakterien landen im Internet
MERSEBURG/MZ. - Sparsamkeit an sich gilt eigentlich als lobenswerte Tugend. Aber nicht, wenn es sich um den Verbrauch von Desinfektionsmitteln im Krankenhaus handelt. Bei den regelmäßigen Begutachtungen zur Hygiene werde auch der Verbrauch von Desinfektionsmitteln überprüft, erklärt Chefarzt Dr. Roland Prondzinsky. "Und wenn der irgendwo auffällig unterdurchschnittlich ist, wird schon genau nachgefragt." Für den Ärztlichen Direktor des Merseburger Carl-von-Basedow-Klinikums sind hohe Hygienestandards die normalste Sache der Welt: "Wir haben hier ständig mit Erregern zu tun."
Dennoch stimmt Prondzinsky im Gegensatz zu Chefarzt-Kollegen aus anderen Häusern nicht mit ein in den Ruf nach bundesweit einheitlichen Hygienestandards für Krankenhäuser. Nach dem Tode dreier Säuglinge in einer Mainzer Klinik war das Thema bundesweit in die Schlagzeilen gekommen. Für Prondzinsky kein Grund für Aktionismus. "Die Standards sind so hoch, alles ist so klar geregelt, da sehe ich keinen weiteren Regulierungsbedarf", steht für ihn fest. Zum Beispiel seien bei Operationen die Vorschriften so strikt, dass es faktisch keinen Spielraum gebe. Wichtig sei, dass Klinikumsmitarbeiter, aber auch Patienten, die Regeln der Hygiene beachteten.
Deshalb gibt es neben strengen Vorschriften auch ein extra Team, das sich stationsübergreifend um diesen Bereich kümmert. An der Spitze steht Krankenhaushygienikerin Dr. Silvia Fanghänel. Sie ist zuständig für die Erarbeitung der Hygienestandards für alle Bereiche - und die sehen in den OP-Sälen natürlich anders aus als auf der Wöchnerinnen-Station.
Dabei richtet sich die studierte Mikrobiologin streng nach den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und Richtlinien für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Selbstverständlich würden die Standards ständig aktualisiert. Ebenso wichtig ist die Kontrolle der ausgefeilten Hygienepläne. Dabei kann sich Silvia Fanghänel als externe Vertragspartnerin auf ein qualifiziertes Team stützen: Eine Ärztin und eine Schwester, die am Klinikum angestellt sind. Schwester Heike Just ist dabei ihre "rechte Hand".
Schulungen aller Mitarbeiter finden regelmäßig statt, auch Kontrollen auf den Stationen - unangekündigt. Dann erfolgt zum Beispiel ein Händeabklatsch oder Petrischalen werden mitgenommen und untersucht. Gibt es Beanstandungen, landen die negativen Ergebnisse (bei Wahrung des Datenschutzes) auch im hausinternen Internet: Dann kann sich jeder überzeugen, dass es auf nachlässig oder nicht desinfizierten Händen oder Schalen von Bakterien nur so wimmelt.
Damit genau das nicht mehr vorkommt, liegt der Hygienikerin und dem Chefarzt die Aktion "Saubere Hände" besonders am Herzen. "Es geht nichts ums Waschen", erklärt Dr. Fanghänel. "Viel wichtiger ist die Desinfektion." Und Dr. Roland Prondzinsky sieht in der Händedesinfektion "die mit Abstand effizienteste Maßnahme zur Verhinderung von Keimen". Zudem sei sie "technisch" ganz einfach vorzunehmen. Die Praxis im Klinikum beweist dies: Spender mit Desinfektionslösung hängen vor und in Krankenzimmern, OP-Sälen und Sanitärräumen.