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Saalekreis Saalekreis: Aus dem Kongo-Delta ins Geiseltal

Von DIANA DÜNSCHEL 14.02.2012, 15:29

MÜCHELN/MZ. - Er ist zweifellos ein Überflieger, der Bienenfresser aus dem Geiseltal. Experten des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), Landesverband Sachsen-Anhalt, ist es jetzt erstmals gelungen, seinen spektakulären rund 6 000 Kilometer langen Zugweg in den Süden genau nachzuvollziehen.

Möglich machte es ein so genannter Geolokator, informiert der Nabu weiter. Das 0,5 bis ein Gramm schwere Gerät wird den Vögeln mit Hilfe einer Schlaufenhose aus Silikon vor Ort angelegt - in diesem Fall einem vierjährigen Männchen - und wieder abgenommen, nachdem sie aus ihrem Winterquartier zurückgekehrt sind. Auf seinem Datenchip wird alle zwei Minuten die gemessene Lichtintensität gespeichert. So können die Fachleute den täglichen Zeitpunkt von Sonnenauf- und -untergang bestimmen. Anhand der Tagesmitte wird der Längengrad berechnet und anhand der Tageslänge der Breitengrad und somit der jeweilige Aufenthaltsort.

Demnach verließ der erforschte Bienenfresser aus dem Geiseltal im September 2010 sein hiesiges Brutgebiet und überquerte in Südspanien das Mittelmeer. Am 7. Oktober war er bereits in Algerien, von wo aus er nur zwölf Tage brauchte, um in seinem 3 500 Kilometer weiter südlich liegenden Winterquartier anzukommen. Nicht mal der geschlossene, tropische Regenwaldgürtel von Kamerun konnte ihn zu einem Stopp bewegen. Ihn überquerte unser Bienenfresser an nur einem Tag. Danach aber hielt er sich bis zum 6. April zwischen Regenwald und Savanne, Atlantikküste und Kongo-Delta in Gabun, im Kongo und in Angola auf. Am 24. April 2011 endete schließlich die Datenaufnahme. Die Batterie des Geolokatoren gab ihren Geist auf, als der Vogel bereits wieder auf dem Rückflug in Niger war.

All das konnten die Mitarbeiter des Nabu nur herausbekommen, weil es ihnen nicht ohne Mühe gelang, genau jenen Bienenfresser wiedereinzufangen. Von ursprünglich 40 mit Geolokatoren ausgestatteten Exemplaren war das nur bei vieren der Fall, und nur jenes Männchen aus dem Geiseltal verriet schließlich, wohin es ihn verschlagen hatte.

So wurde das Projekt zur Erforschung der bislang unbekannten Überwinterungsgebiete und Zugrouten von Nabu, der schweizerischen Vogelwarte Sempach, der Beringungszentrale Hiddensee und mehreren Vogelberingern aus Sachsen-Anhalt ein voller Erfolg. "Man kann sagen, es ist weltweit das erste Mal, dass der Zugweg eines Bienenfressers nachgewiesen werden konnte", sagt Projektbetreuer Martin Schulze, Landesbeauftragter für den Bienenfresser im südlichen Sachsen-Anhalt und Chef des Regionalverbandes Merseburg-Querfurt des Nabu. Dies alles sei nur möglich gewesen, weil bereits 2006 das erste Projekt zur Erforschung der heimischen Bienenfresser mit Hilfe von Mitteln der Europäischen Union und des Landes Sachsen-Anhalt startete, fügt Annette Leipelt vom Nabu hinzu. Weil zu diesem Zeitpunkt die Zahl der Brutpaare dank vieler Schutz- und Pflegemaßnahmen zunahm, habe man den Schwerpunkt zunächst auf die Nahrungszusammensetzung und dann auf die Zugwege gelegt.

Dabei bestand ursprünglich das Problem, dass die zur Verfügung stehenden Satellitensender mit tages- oder minutengenauen Ortungen zu schwer für die Bienenfresser waren. Doch dann entwickelte die schweizerische Vogelwarte vor zwei Jahren die Geolokatoren, die nun ihre Feuerprobe bestanden.