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Rettungsdienst Rettungsdienst: Der Notarzt kassiert nicht

Von Elke Jäger 12.03.2004, 13:08

Merseburg/MZ. - Viel zu lange habe man warten müssen, wird jetzt erzählt. Erst nach 20 Minuten sei ärztliche Hilfe gekommen. Und weitere wertvolle Minuten seien verstrichen, weil die Ärztin noch vor der Haustür zuerst zehn Euro verlangt und diskutiert habe. Empörung breitet sich aus, wird auch in einem Brief an die MZ artikuliert. Kann das wirklich sein? Erst kassieren, dann helfen - in einem solchen Fall?

Dr. Monika Schinke, leitende Notärztin im Landkreis, ist entsetzt: "Um Gotteswillen, bei Rettungseinsätzen kassieren wir doch nicht!" Da zähle jede Minute und Sekunde, und da gehe es nur um den Patienten und sofortigen medizinischen Beistand. Das sei, beteuert sie, in dem Falle ebenso gewesen. Doch leider kam hier die ärztliche Hilfe zu spät.

War der Krankenwagen zu langsam? Jörg Heinze, als Leiter des Ordnungsamtes in der Kreisverwaltung Merseburg-Querfurt auch zuständig für den Rettungsdienst, schüttelt den Kopf. Da alle Gespräche mit der Kreisleitstelle aufgezeichnet und die Bänder aufbewahrt werden, hat er die Zeiten herausgesucht. "Sie liegen innerhalb der Vorgaben", betont er.

Sieben Minuten waren verstrichen, nachdem ein Nachbar in der Kreisleitstelle angerufen hatte, da stand der Rettungswagen vor der Tür. Zwei Minuten später traf die diensttuende Notärztin ein. Und sie erinnert sich, dass ihr einer der Rettungssanitäter schon entgegen geeilt sei mit der Nachricht, man habe mit der Reanimation begonnen. Doch die Rettungsversuche blieben vergeblich: Der Tod war schneller gewesen.

Auch im Nachhinein müssen die Angehörigen keine zehn Euro bezahlen. "Der Landkreis Merseburg-Querfurt hat mit dem Inkrafttreten der Gesundheitsreform entschieden, dass für Rettungs- und Notfalleinsätze keine Praxisgebühren genommen werden", bekräftigt Amtsleiter Heinze. Dies könne man im Notfall weder den Rettungskräften noch den Patienten oder ihren Angehörigen zumuten.

(*Name ist der Redaktion bekannt)