Restaurierung in Querfurt Restaurierung in Querfurt: Nur unperfekt ist es richtig perfekt

Querfurt - Andreas Reil und seine Frau Manuela haben ein altes Anwesen in der Querfurter Innenstadt zu einem historischen Schätzchen aufgehübscht. Zuletzt bei „Weihnachten in den Höfen“ konnten sich viele Besucher davon überzeugen. Den Vierseitenhof in der Tränkstraße hatte das Ehepaar vor drei Jahren erworben.
So viel als möglich habe man versucht, vom geschichtsträchtigen Flair zu erhalten. Dabei deutet der 47-jährige Maler Andreas Reil auf die große, grün gestrichene Toreinfahrt mit Oberlicht. Vier Wochen haben er und Helfer für die Aufarbeitung benötigt. In seinem persönlichen Hang zur Perfektion wollte er das Tor eben nicht zu einem perfekten machen. „Unebenheiten gehören dazu, und diesen Charakter sollte es auch behalten.“ Um dies zu erreichen, sei einfach weniger gespachtelt worden. Schon immer sei der Hof ein Handwerkerhof gewesen.
Die Grundmauern sollen aus dem 17. Jahrhundert stammen, das Vorderhaus ist laut Reil Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden. Ein Foto beweise, dass das jetzt aufgearbeitete Tor beispielsweise schon 1863 dort eingefasst war. Einen Blick wert ist auch das Steintor, das vom Putz befreit wurde. Seine eigene Kreativität hat er in der Fachwerkgestaltung zum Teil ausgelebt. „Fachwerk gab es in dem Objekt nirgends“. Nun zieren im Obergeschoss Holzbalken die Außenfassade.
Ein neuer Laubengang
„Die Holzbalken stammen aber alle aus dem Haus“, erzählt der Holzfreund. Für die Fachwerkfassade mussten aus optischen Gründen allerdings alte Laubengänge weichen. Über letztere konnten Räumlichkeiten durch einen Gang an der Außenfassade erreicht werden. Letztes Zeugnis davon ist der Dachüberstand, der die Gänge einst mit überdachte. In der hintersten Ecke des Obergeschosses – über einer einstigen Schmiede und später Werkstatt - hat Reil derweil begonnen, einen neuen Laubengang zu setzen. „Jetzt fehlt nur noch die Treppe nach unten“, sagt er. Das Vorhaben soll in den nächsten Monaten erledigt werden.
Das verarbeitete Holz als traditioneller Baustoff steigert die behagliche Atmosphäre in dem Hof, fanden beispielsweise Besucher Cornel Krebs und dessen Familie Kristin mit Sohn Niklas (9). Drei Gewerbeeinrichtungen und drei Wohnungen befinden sich nun in dem Objekt, dass auch die Obhäuserin Kristin kaum mehr wiedererkennt. Mit der erstmaligen Präsentation wollte das Ehepaar warten, bis alles soweit fertig ist. Problemlos ging das Arbeiten nicht immer. Verfaulte Dachbalken in der Dachbeuge sorgten für den größten Schock. Hält die Statik? „Nun sind Eisenträger eingezogen und alles ist gut“, sagt Reil. (mz)