Rappelschloss in Beuna Rappelschloss in Beuna: Träger wirft das Handtuch
MERSEBURG/MZ - „Seit Mai 2009 besucht mein Enkel den Kindergarten Rappelschloss. Wie kann es sein, dass er bis zum heutigen Tag die 14. Erzieherin hat und dass diese nun auch schon wieder die Kita verlassen muss, da sie die Kündigung erhielt?“, schreibt Dorothea Heber vor einigen Tagen an die MZ. Was sie zu dem Zeitpunkt offenbar noch nicht weiß: Der Träger der Kita hat überraschend für alle die Trägerschaft gekündigt. Fristgerecht zu Ende Juli 2014.
Bereits vor mehr als einem Jahr hatten die Eltern der in der Kita betreuten Kinder bei einer Elternbefragung Kritik am häufigen Mitarbeiterwechsel, an der mangelnden Umsetzung des Bildungsauftrages und der schlechten Kommunikation geäußert.
Und die Kommunikation ist seitdem nicht besser geworden. „Wir haben von der Kündigung nicht etwa vom Träger erfahren, wie es sich gehört hätte, sondern von der Stadt“, sagte Antje Trommer, deren eigener sechsjähriger Sohn in der Kita bereits die 18. Erzieherin kennengelernt hat. Der Stadtrat hatte den Träger Pro Kita zu einer Sitzung des Bildungsausschusses eingeladen. „Drei Tage vorher erhielt die Stadt eine lapidare E-Mail mit dem Satz ’Hiermit kündigen wir den Vertrag’“, erzählte ein Stadtrat. Zur Ausschusssitzung sei der Träger dann schon gar nicht mehr erschienen.
In Windeseile organisierte der erst Ende 2012 gegründete Förderverein der Kita „Rappelschloss“ eine Elternunterschriftensammlung. Fast 70 Familien unterzeichneten und wandten sich mit ihrer Bitte um dringende Unterstützung zum Wohle der Kinder an die Stadtverwaltung. Merseburgs Oberbürgermeister Jens Bühligen (CDU) versprach, dass man sich um einen neuen Träger bemühen werde. Und wenn man den gefunden habe, werde die Stadt mit dem bisherigen Träger verhandeln, ob ein vorfristiger Trägerwechsel per Aufhebungsvertrag möglich wäre.
„Mittlerweile hat es ein Gespräch gegeben, bei dem der OB, Vertreter der Stadtverwaltung und Vertreter des Fördervereins dabei waren“, sagte Tino Haring, der stellvertretende Vereinsvorsitzende der MZ. „Dabei haben wir klargemacht, dass wir als Eltern künftig mehr Mitspracherecht wollen. und wir hoffen, dass wir einen Träger finden, bei dem das möglich ist.“
Nach MZ-Informationen hat die Stadt bereits verschiedene Träger angesprochen. Sollte keine Lösung gefunden werden, will möglicherweise sogar der Förderverein der Kita „Rappelschloss“ überlegen, ob er selbst die Trägerschaft übernehmen könnte. „Wir als Eltern sind jetzt auf jeden Fall sehr beruhigt, dass uns die Stadt unterstützen will“, sagte Antje Trommer.
„Nach einer sehr langen Zeit mit Problemen, in der zum Teil auch Erzieher gesagt hatten, dass sie nicht mehr mit dem Träger zusammenarbeiten können, haben wir jetzt eine Situation, in der wir positiv in die Zukunft schauen können“, sagte Daniel Stahnke (SPD), der Vorsitzende des Bildungsausschusses.
Allerdings müsse die Stadt sich beeilen. „Denn mit Inkrafttreten des neuen Kinderförderungsgesetzes Kifög zum 1. August endet das Alleinentscheidungsrecht der Stadt. Ab dann hat auch der Landkreis eine Wörtchen mitzureden.“