Rabe bewegt die Gemüter
Merseburg/MZ. - "Schon als Kind bin ich gern zum Raben gegangen, der gehört doch zur Tradition in Merseburg", erregt sich der 75-jährige Helmut Behn. Er sei entsetzt über diese Maßnahme, da das Tier ja artgerecht gehalten werde. "Sonst müssten alle Tiere im Südpark freigelassen werden, das ist nichts anderes!" Kaum fassen kann Frau Rust die Entscheidung. "Ich bin selbst ein Tierfreund, und dem Raben geht es doch gut!" Ihre Familie lebe seit 200 Jahren in Merseburg, und der Rabe gehöre zur Geschichte. Sie schaue immer noch gern vorbei. Die so genannten Tierschützer sollten sich doch lieber um echte Probleme kümmern wie Massentierhaltung von Hühnern und Schweinen oder Tiertransporte, schimpft sie und findet es "ein starkes Stück, dass Landrat und OB hier umkippen". Hannelore Böhm, die nächste am Hörer, sieht es ebenso.
Für Gustav-Adolf Krulick ist es ein Unding: "Die Mehrheit der Menschen hier ist für den Raben, und einige wenige, die sich damit profilieren wollen, dagegen. Dass die Entscheidung trotzdem so gefallen ist, halte ich für ein falsches Demokratieverständnis!" Er denkt, dass OB Rumprecht und Landrat Heuer nicht das Gesicht verlieren würden, wenn sie sich revidierten. "Die anderen lachen sich doch kaputt über Merseburg", grollt Herr Lange, der auf dem Neumarkt wohnt. Jede andere Stadt würde froh sein über so ein Symbol. "Haben die Verwaltungen keine anderen Probleme?", fragt er kopfschüttelnd. Nun solle der Rabe also von einem Käfig in den anderen wandern - da könne man den Südpark auch gleich zumachen und Geld sparen. Ähnliches meint Kurt Fischer.
Im Namen ihrer fünfjährigen Tochter Wiebke spricht sich Ilka Reckmann gegen einen Umzug des Raben aus. Die Kleine sei sehr traurig, dass das Tier weg solle. Für Wiebke wie andere kleine Musikschüler sei es schöne Gewohnheit geworden, nach dem Unterricht am Nachmittag den Raben zu besuchen. Dadurch haben die Kinder eine echte Beziehung zu ihm und über die Sage auch zu Merseburg entwickelt, berichtet die Mutter.
"Der Rabe würde nur in einen anderen Käfig gesteckt und uns würde ein Stück Geschichte genommen", ärgert sich Ute Kirst. Woanders hätte das Tier doch viel mehr Stress als hier in der gewohnten Umgebung. Sie schätze die Arbeit von OB Rumprecht sehr, aber dies könne sie absolut nicht nachvollziehen. Auch für Gerhard Möhring aus Gröst steht fest, dass der Rabe nach Merseburg gehört. Müsste er weg, sollte man vielleicht im Freizeitpark Memleben nachfragen?