Prunkzimmer Prunkzimmer: Kehrt das Spiegelkabinett nach Merseburg zurück?

Merseburg/Berlin - Kerstin Heise hat einen Traum. „Etwas Größeres, als das Spiegelkabinett zurück an seinen ursprünglichen Platz zu holen, gibt es nicht“, sagt die Direktorin des Kulturhistorischen Museums im Merseburger Schloss. Hier hatte es einst gestanden, jenes Prunkzimmer, das so plötzlich verschwand.
Nicht etwa als Kriegsbeute oder aufgrund der Zerstörung großer Teile des Schlosses durch Fliegerbomben im Zweiten Weltkrieg: Nein, ein reiner Verwaltungsakt der preußischen Regierung besiegelte 1925 das Schicksal des Merseburger Spiegelkabinetts, das demontiert und nach Berlin geschafft wurde. Jetzt will der Landkreis einen neuen Versuch unternehmen, den verlorenen Schatz heimzuholen.
Merseburger Spiegelkabinett: Landrat Frank Bannert reist Ende März ins Bode-Museum
Dazu wird Landrat Frank Bannert Ende März ins Bode-Museum reisen, in dem das Merseburger Spiegelkabinett Teil der Dauerausstellung ist.
Seit 1815 residierte die preußische Bezirksregierung im Merseburger Schloss. Deren Präsident Karl Bergemann wohnte 1925 in der Etage, in der auch das komplett verspiegelte Zimmer stand. „Er beanspruchte das Zimmer für sich und zudem gab es keinen öffentlichen Zugang zu dem Kabinett“, versucht Heise den Abbau der prunkvollen Einrichtung zu erklären. Das war aber wohl ein Vorwand, um das Zimmer loszuwerden. Der Widerstand in der Bevölkerung gegen die Demontage blieb ohne Erfolg.
Merseburger Spiegelkabinett: Unzählige Spiegel, prächtige Leinwände und goldene Lackierungen sowie eine mehr als fünf Meter hohe, gestaffelte Decke
1711 hatte Hofbaumeister Johann Michael Hoppenhaupt im Auftrag des damaligen Herzogs Moritz Wilhelm den Prunk für dessen Gemahlin Henriette Charlotte im dritten Stock des Ostflügels des Schlosses installiert. Unzählige Spiegel, prächtige Leinwände und goldene Lackierungen sowie eine mehr als fünf Meter hohe, gestaffelte Decke markierten die ganze Pracht des Zimmers.
„Es diente als eine Art Schatzkammer“, erklärt Heise. Gut 260 edle Stücke - darunter ein mit Achatplatten besetztes Kästchen oder goldene Becher - wurden hier aufgestellt. Nach dem Tod des Herzogs wurde das edle Inventar an den Dresdner Hof geschafft. „Noch heute sind sie Teil der Staatssammlung“, erklärt die Museumsdirektorin. Zurück blieb das glänzende Zimmer.
Museum Mersburg: „Natürlich ist der Wunsch da, das Spiegelkabinett an seinen ursprünglichen Platz zu schaffen“
Von diesem sind Heise nach dessen Ausbau vor 92 Jahren nur drei Fotos geblieben. „Natürlich ist der Wunsch da, das Spiegelkabinett an seinen ursprünglichen Platz zu schaffen“, sagt sie. Das Merseburger Schloss bietet einen historischen Kontext, im Bode-Museum in Berlin sei ein solcher nur kulturhistorisch konstruiert worden.
Ein erneuter Umzug des im Zweiten Weltkrieg zum Teil beschädigten und ab 1999 über mehrere Jahre hinweg restaurierten Spiegelkabinetts sei wohl ohne größere Problem möglich, wie Heise sagt. „Die originalen Umfassungsmauern im Merseburger Schloss existieren noch.“
Museum Merseburg: Derzeit werden Umbauarbeiten im früheren Vorgemach des Spiegelkabinetts vorbereitet
Darüber hinaus sei auch eine Einbindung in die Dauerausstellung möglich, wie die Museumsdirektorin schildert. Derzeit werden Umbauarbeiten im früheren Vorgemach des Spiegelkabinetts vorbereitet. Dann soll ein zweiter Rettungsweg für das Personalamt der Kreisverwaltung in einen an das frühere Spiegelzimmer angrenzenden Treppenturm des Doms gebaut werden. Für die Ausstellung würde die Rückkehr des verlorenen Spiegelkabinetts, sozusagen das Bernsteinzimmer des Saalekreises, eine immense Aufwertung bedeuten. Aktuell ist an dessen früherem Standort nur ein Toiletten- und Waschraum zu finden.
Nicht das erste Mal versucht der Kreis, die Berliner von einer Rückgabe des ehemaligen Fürstenprunks zu überzeugen. Bislang endeten alle Intentionen kläglich, weshalb sowohl die Museumsdirektorin als auch Landrat Frank Bannert (CDU) keine zu großen Erwartungen an den Berlin-Besuch knüpfen. „Wir wollen aber ausloten, ob es irgendeine Möglichkeit der Zusammenarbeit gibt“, sagt der Landrat. Vielleicht lässt man sich in der Hauptstadt ja doch noch erweichen. (mz)



