Einkaufen im Saalekreis Privatisierung gescheitert? Merseburg will seinen Wochenmarkt neu erfinden und holt Nachbarn ins Boot
Merseburgs Oberbürgermeister Sebastian Müller-Bahr beklagt, dass zum Wochenmarkt zu wenig Händler auf den Entenplan kommen. Nun will die Stadt den Markt wieder selbst in die Hand nehmen. Dabei will sie mit Bad Lauchstädt, Leuna, Braunsbedra und Co. zusammenarbeiten.

Merseburg/MZ. - „Wir sind zunehmend unzufrieden mit dem Wochenmarkt“, konstatiert Merseburgs Oberbürgermeister Sebastian Müller-Bahr (CDU). Dienstags und donnerstags versammeln sich auf dem Entenplan eine Handvoll Händler, um ihre Waren feilzubieten. Seit fünf Jahren kümmert sich die private Marktgilde im Auftrag der Stadt um die Organisation. Doch derzeit sieht es so aus, als ob die Verwaltung das Thema wieder in die eigenen Hände nimmt – und das nicht nur für die Domstadt, sondern auch für die Nachbarn.
„Wir haben in der Home-Region besprochen, dass wir ein einheitliches Marktkonzept wollen“, berichtet Müller-Bahr. Die Home-Region ist der aus einem Gesprächsformat entstandene Zusammenschluss der Kommunen des südlichen Saalekreises (außer Weida-Land und Querfurt) mit der namensgebenden Hochschule Merseburg. Einige der angehörigen Städte wie Leuna, Braunsbedra und Bad Dürrenberg haben ebenfalls Wochenmärkte. Sie würden sie aber selbst organisieren und hätten teils mehr Händlerzuspruch als die Kreisstadt, sagt der OB.
Gemeinsam mehr Zugkraft
Er will nun seine Wirtschaftsförderung mit der Aufgabe betreuen, bis zum Jahresende ein Marktkonzept für alle aufzustellen. Der bisherige Vertrag mit der Marktgilde stelle für Merseburg kein Hindernis dar, weil die Bindungsfrist nach fünf Jahren ausgelaufen sei. Müller-Bahr hebt die Vorteile einer Kooperation hervor: „Bei dem Thema kann Merseburg von den anderen Kommunen profitieren, denn da sitzen die Höfe und Bauern.“ Man habe in den Gesprächen festgestellt, dass die anderen Orte teils Händler auf den Märkten hätten, die noch nie in Merseburg waren.
Bad Lauchstädt hat zwei Mal im Jahr einen gut gefüllten Marktplatz, zum Frühjahrs- und zum Herbstmarkt. Einen regelmäßigen Wochenmarkt gibt es allerdings nicht. „Wir haben aber großes Interesse daran“, betont Christian Runkel (CDU), Bürgermeister der Goethestadt. „Es gibt regelmäßig Wünsche der Einwohner, dass wir so etwas installieren sollen.“ Auch schon vor seiner Amtszeit habe es Versuche gegeben, einen Wochenmarkt einzurichten: „Aber es ist schwierig, Händler zu finden.“ Die Idee, feste Händler-Teams zu suchen, die dann in der Region unterwegs sind, findet Runkel daher gut. „Es würde in Bad Lauchstädt nicht drei Mal die Woche ein Markt funktionieren, aber alle 14 Tage schon, wenn die Leute wissen, da kommen die und die Händler.“
Märkte nicht nur vormittags
Dass er in puncto Wochenmarkt noch Luft nach oben sieht, ist zwischen den Zeilen auch bei Braunsbedras Bürgermeister Steffen Schmitz (CDU) herauszuholen. Derzeit würden sich auf dem Postplatz gegenüber der Grundschule ab und zu einige Händler einfinden, beschreibt er. „Das ist aber nicht viel.“ Die Idee von Müller-Bahr sei daher nicht schlecht, weil die gemeinsame Organisation den Händlern Potential biete, wenn gleich mehrere Orte abwechselnd zur Verfügung stünden.
Einen vergleichsweise gut laufenden Markt gibt es bereits in Bad Dürrenberg. Dort kommen Freitagvormittag im Schnitt acht bis zwölf Händler zusammen. Im Sommer ist die Zahl etwas höher, weil dann auch die Kleinsterzeuger ihre Stände aufbauen. „Das wird von Teilen der Bevölkerung gut angenommen“, resümiert Bürgermeister Christoph Schulze (CDU) und betont: „Wir wollen auf Händler nicht verzichten und den Markt als Institution erhalten.“ Das Ganze jetzt größer, in der Region zu denken, hat für ihn dennoch Charme. Die Kommunen könnten gemeinsam besser Händler ansprechen und die wiederum Tourenpläne für die Region erstellen.
Müller-Bahr sieht derweil mit Blick über die Kreisgrenzen noch andere Möglichkeiten, wenn die Stadt den Markt wieder in eigene Hände nimmt. „Es wäre auch denkbar, dann Feierabendmärkte zu organisieren, wie es sie in anderen Städten schon gibt.“