Premiere in Sachsen-Anhalt Premiere in Sachsen-Anhalt: Erste Verbrennungsanlage für kommunalen Klärschlamm

Grosskayna/Merseburg - Michael Wiese wirkt entspannt. „Das ist nicht unser erstes Genehmigungsverfahren, und es ist noch nie ein Bau verhindert worden“, sagt der Geschäftsführer der Wiese Umwelt Service GmbH mit Blick auf die Tatsache, dass offenbar einige Anwohner seine Firmenpläne mit Argwohn beobachten.
Seit 2014 laufen die Planungen für eine Klärschlammtrocknungs- und -verbrennungsanlage im Bereich Beuna und Frankleben. Das wird die erste sogenannte Monoverbrennungsanlage ihrer Art für die Verwertung kommunalen Klärschlamms in Sachsen-Anhalt.
100.000 Tonnen Klärschlamm sollen jährlich verbrannt werden
Sie soll dort entstehen, wo die Firma Wiese, die einen Firmenstandort in Großkayna hat, aktuell noch eine offene Kompostierungsanlage betreibt. Diese soll schnellstmöglich zurückgebaut werden und Platz machen für die rund 4.000 Quadratmeter große Anlage, in der jährlich rund 100.000 Tonnen Klärschlamm getrocknet und verbrannt werden sollen.
Aus der so gewonnenen phosphathaltigen Asche werden Düngemittel für die Landwirtschaft hergestellt. Ein Muss - denn der Gesetzgeber hat wie zum Beispiel auch beim Recycling vom Verpackungsmüll (hier muss die Quote ab Januar 2019 von 36 auf 58,5 Prozent steigen) die Vorschriften verschärft.
Bereits seit 3. Oktober gilt in Deutschland eine überarbeitete Klärschlammverordnung. Nach einer Übergangsfrist darf demnach kein Klärschlamm aus mittleren und großen Kläranlagen mehr als Dünger eingesetzt werden. Gleichzeitig wird eine Rückgewinnung des im Klärschlamm enthaltenen Phosphors vorgeschrieben.
„Und diese Forderung müssen wir erfüllen“, erklärt der 44-jährige Geschäftsführer. Schon jetzt sei die Kapazität der künftigen Anlage zu 70 Prozent ausgelastet. Seine Firma würde hinsichtlich der Einhaltung von Grenzwerten Tag und Nacht überwacht. „Auch was die Rauchgasentsorgung angeht. Da muss sich niemand Sorgen machen.“ Baustart für die Anlage soll noch in diesem Jahr sein. „Ich denke, dass wir noch vor dem Sommer die Genehmigungsunterlagen auslegen können, so dass sich die Leute das auch alles anschauen können.“
Einwohner werden zu einer Bürgerversammlung eingeladen
Zuvor wolle man allerdings alle interessierten Einwohner von Beuna, Frankleben und auch Großkayna zu einer Bürgerversammlung einladen. „Wir wollen die Leute ordentlich informieren und ihnen die Angst nehmen. Aber vor allem ist doch das, was wir verarbeiten, das, was wir alle produzieren. Irgendwo muss es ja hin.“
Die neue Anlage sei für die Umwelt in jedem Fall ein Vorteil. Die vier Hallen, die von außen wie eine aussähen, hätten eine 20-Zentimeter-Dämmung, so dass keine Geräusche nach außen dringen. Das aus dem Klärschlamm gefilterte Wasser werde als durch Biofilter gereinigter Wasserdampf ausgestoßen, der nahezu geruchlos sei. „Das ist kein Vergleich zu dem, was wir aktuell haben.“
Was die Erschließung des Geländes angehe, habe man vom Abwasserzweckverband Geiseltal (Zwag) jetzt das Signal bekommen, dass der die Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung übernehmen werde. Der Stadtrat von Braunsbedra hat in dieser Woche das gemeindliche Einvernehmen zur Errichtung der Anlage versagt, weil die Erschließung laut der aktuell vorliegenden Unterlagen noch nicht gesichert ist.
Die Wiese Umwelt Service GmbH betreibt aktuell elf Kompostierungsanlagen, darunter auch Anlagen in Mücheln, Krumpa, Schmon, Leuna und Beuna.
(mz)