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Praxis im Tivoli-Center in Merseburg Praxis im Tivoli-Center in Merseburg: Ein Arzt für (fast) alle Sprachfälle

Von Christiane Rasch 22.03.2016, 10:05
Michael Rabichev lebt seit 15 Jahren in Deutschland.
Michael Rabichev lebt seit 15 Jahren in Deutschland. Peter Wölk

Merseburg - Michael Rabichev ein Talent für Sprachen zu attestieren, ist fast untertrieben. Russisch, Hebräisch, Englisch und Deutsch beherrscht der 53-Jährige fließend. Bald wird außerdem Arabisch dazugehören.

Seit Oktober sitzt der gebürtige Ukrainer mit seiner Praxis für Allgemeinmedizin im Tivoli-Center in Merseburg. Da rund die Hälfte seiner 1.000 Patienten aus dem arabischen Raum stammt, hat Rabichev im November beschlossen, die Sprache zu erlernen. „Ein Bekannter, der aus Damaskus kommt und in Baku in der Ukraine studiert hat, hat es mir beigebracht“, erklärt Rabichev. Einmal in der Woche haben sich beide dafür zusammengesetzt. Doch anfangs hat sich der Arzt schwer getan: „Es gibt einige Ähnlichkeiten zum Hebräischen. Aber Hebräisch kann man im Prinzip in drei Monaten lernen, Arabisch ist da sehr viel schwerer.“ Dennoch hat sich der 53-Jährige die Sprache in den wenigen Monaten so gut angeeignet, dass er Gespräche mit seinen ausländischen Patienten bereits ohne fremde Hilfe führen kann. Zur Not, so erklärt Rabichev, greift er auf seine Notizen und den Google-Übersetzer zurück. Dass im Zentrum von Merseburg ein Arzt ohne Dolmetscher praktiziert, hat sich im Saalekreis schnell herumgesprochen. „Ich habe sogar Patienten, die extra aus Halle kommen“, sagt Rabichev. Fügt aber hinzu, dass er großen Wert auf ein ausgeglichenes Patientenverhältnis legt. „Ich will die deutschen Patienten nicht verprellen.“

Orthopädischer Chirurg in Israel

Die Idee, sich in Merseburg niederzulassen, stammt von seiner Frau, die als Ärztin in Halle arbeitet. „Vor 15 Jahren hat sie mich nach Deutschland verschleppt“, erzählt Rabichev lachend. Kennengelernt hat er die gebürtige Deutsche im israelischen Haifa, wo Rabichev zehn Jahre als orthopädischer Chirurg gearbeitet hat. Als beide nach Deutschland kamen, war Rabichev zunächst als Vertretungschirurg im ganzen Land tätig. Nach einer zweijährigen Ausbildung sattelte er zum Allgemeinmediziner um. Auch um mehr Zeit bei seiner Familie verbringen zu können. „Ich wollte keine Praxis übernehmen, sondern eine eigene eröffnen“, erklärt der Mediziner. In Merseburg sei dies möglich gewesen. Hinzu kam die Nähe zum Wohnort Halle. „Ich hätte nie gedacht, dass mir diese Arbeit gefällt, aber meine Frau lag richtig“, gibt Rabichev zu.

Vor allem die unterschiedlichen Fälle und das breite Spektrum seiner täglichen Arbeit gefallen ihm. „Rund 95 Prozent der Patienten kommen mit Kleinigkeiten wie Husten und Schnupfen, aber dann gibt es fünf Prozent, die schwerer erkrankt sind. Das sind wirklich spannende Geschichten.“ Zurück nach Israel oder in die Ukraine zu gehen, kann sich Rabichev nicht vorstellen. „Deutschland ist das beste Land, hier funktioniert alles und auch in Merseburg bin ich sehr zufrieden.“ (mz)