Potenzmittel "Viagra" hat Jubiläum Potenzmittel "Viagra" hat Jubiläum: Wie groß ist die Nachfrage in Merseburg?

Merseburg - Vor 20 Jahren begann eine Revolution in den Betten. Im Oktober 1998 eroberte mit Viagra eine kleine blaue Pille den Medizinmarkt, die das richten sollte, was Mann manchmal nicht allein schafft. Im Medizindeutsch ist es ein Mittel zur Behandlung erektiler Dysfunktion, doch der Volksmund nannte es schlicht Potenzmittel, was die Firma Pfizer da auf den Markt brachte. Doch gab es tatsächlich den großen Run auf das kleine blaue Wunder, das auch heute noch nur gegen Rezept herausgegeben werden darf?
„Eigentlich nicht“, meint Apotheker Hendrik Veith aus Merseburg. Schon damals leitete der heute 48-Jährige die Sonnen-Apotheke in Merseburg-Süd. Mittlerweile sind zwei weitere Apotheken dazugekommen. Was Viagra angeht, habe man damals ein bis zwei Rezepte pro Monat gehabt. „Und das ist heute ähnlich. Ich gehe davon aus, dass die meisten Männer sich das Medikament bei Internet-Apotheken besorgen oder ohne Rezept auf dem Schwarzmarkt.“ Das sei allerdings nicht ganz ungefährlich, weil man nie wisse, was wirklich drin ist. „Allerdings sind die Margen auf dem Medikamentenschwarzmarkt vermutlich noch höher als beim Drogenhandel.“
20 Jahre Viagra: Fehlende Potenz werde von vielen mit fehlender Stärke gleichgesetzt
Hendrik Veith vermutet, dass Viagra von vielen als Lifestyle-Medikament gesehen werde, obwohl es tatsächlich medizinische Gründe für die Verordnung gebe. Und es ist natürlich auch für die Psyche gut, wenn sich ein Mann potent fühlt. Fehlende Potenz werde ja von vielen mit fehlender Stärke gleichgesetzt. Das sei wohl auch ein Grund dafür, dass mancher Hersteller von Generika - also von wirkstoffgleichen oder -ähnlichen Nachahmerpräparaten - versuche, mit Stärke zu werben, also etwa einen schwarzen Hengst auf die Packung druckt.
Als Viagra herauskam, musste man für eine Packung mit 30 Tabletten damals stolze 960 Deutsche Mark auf den Tisch legen - also etwa 32 Mark pro Pille. Viel billiger ist das Ganze bei Pfizer nicht geworden. Eine Zwölferpackung kostet immer noch rund 180 Euro. Doch seit Pfizer 2013 das Patent auf den Viagra-Wirkstoff Sildenafil verloren hat, hat so ziemlich jeder große Hersteller ein Viagra-ähnliches Medikament im Programm. Das günstigste liegt bei rund 23 Euro für zwölf Tabletten.
Viagra hält Schnittblumen bis zu eine Woche länger frisch
Dabei war Sildenafil ursprünglich gar nicht als Potenzmittel gedacht, sondern sollte bei hohem Blutdruck helfen. Der für Männer erfreuliche Nebeneffekt wurde eher zufällig entdeckt.
Jetzt haben Wissenschaftler dazu eine weitere überraschende Entdeckung gemacht: Viagra hält Schnittblumen bis zu eine Woche länger frisch. Hierbei brauchen Pflanzen aber deutlich weniger Viagra, um sich aufrecht zu halten, als Menschen. Einer israelisch-australischen Studie zufolge reicht bereits ein halbes Gramm des Potenzmittels pro Vase aus, um die Standhaftigkeit der Stängel zu verlängern. Das ist rund ein Hundertstel der Menge, das in der kleinen blauen Pille steckt. (mz)