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Post kämpft ums Überleben Post kämpft ums Überleben: Warum der Fleischereibetrieb aus Beuna noch nicht aufgibt

Von Undine Freyberg 24.05.2017, 10:34
Der Aushang in Merseburg-Süd
Der Aushang in Merseburg-Süd Peter Wölk

Merseburg - Dunkle Wolken über der Fleischerei Post in Beuna. Der Traditionsbetrieb ist in schweres Fahrwasser geraten, muss um seine Existenz bangen.

Der Grund dafür seien unter anderem die gestiegenen Rohstoffpreise für Fleisch, Darm und Gewürze. „Die Preise, die wir dann beim Großhandel erzielen müssten, um wirtschaftlich zu arbeiten, bekommen wir nicht mehr“, erklärt Gunar Post. Dazu komme die große Konkurrenz im Bereich Fleischproduktion. Und nicht zu vergessen: So ziemlich jeder Supermarkt hat ihm Eingangsbereich eine Fleischerei, die ihre Produkte anbietet - das tut auch Fleischerei Post.

Trotzdem gehen die Kunden zum Kühlbereich des Supermarktes, um Fleisch und Wurst zu kaufen. „Ich kann es ja verstehen, denn in unserer Region müssen die Leute noch mehr aufs Geld schauen, als zum Beispiel im Westen“, sagt Gunar Post, der angestellter Betriebsleiter der Firma ist.

Mehrere Verkaufsfilialen der Fleischerei Post sind übernommen

Die Folge: Mehrere Verkaufsfilialen der Fleischerei Post sind nach Angaben von Gunar Post von der „sogut Fleisch- und Wurstwaren GmbH“ aus Leipzig übernommen worden. „Das sind zehn Filialen - unter anderem in Merseburg, Mücheln und Braunsbedra.“ An der Filiale am Penny in Merseburg-Süd, die in der vergangenen Woche noch geöffnet war, prangt jetzt ein Schild mit der Information „Wir schließen aus betriebswirtschaftlichen Gründen“ und einem Dank an die Kunden.

Besonders hart ist die schwierige Lage der Firma für die zuletzt 110 Mitarbeiter. Viele kommen aus dem Ort, zum Teil sind beide Ehepartner bei Post beschäftigt. „Zu den meisten haben wir ja fast ein freundschaftliches Verhältnis, deshalb tut es mir für unsere Mitarbeiter besonders leid.“ Entgegen anderslautenden Gerüchten sei die Firma nicht insolvent, so der 46-jährige Post.

Mitarbeiter bekommen seit ungefähr vier Wochen kein Geld

Er gibt allerdings zu, dass die Mitarbeiter seit ungefähr vier Wochen kein Geld erhalten haben. „Trotzdem kommen alle zur Arbeit, was wir ihnen hoch anrechnen.“ Man produziere derzeit zwar weniger, aber das Ziel sei es, den Betriebs- und Produktionsstandort in Beuna zu erhalten. Die Mitarbeiter habe man in einer Betriebsversammlung über die aktuelle Firmenlage informiert. „Überhaupt sind wir immer mit unseren Leuten im Gespräch.“

Die Fleischerei Post hatte am 1. November 1966 die Konsum-Fleischerei im Ort übernommen. Im Jahr 2000 war dann die neue Produktionsstätte im Beunaer Gewerbegebiet entstanden. Zu ihren besten Zeiten hatte die Fleischereifirma mehr als 200 Mitarbeiter.

Der neue Geschäftsführer setzt sich dafür ein, einen Investor für die Firma zu finden

Die schwierige Situation sei nicht plötzlich entstanden. „Wir kämpfen seit einiger Zeit mit der angespannten Marktsituation.“ Besonders bitter sei das Ganze vor allem für seine Eltern, deren Lebenswerk in Gefahr sei. „Aber noch geben wir nicht auf“, gibt sich Gunar Post kämpferisch. Man habe einen neuen Geschäftsführer. Bisher seien das er und sein Bruder Thomas gewesen.

Der neue Geschäftsführer setze sich dafür ein, einen Investor für die Firma zu finden. „In 14 Tagen brauchen wir eine Entscheidung“, sagte der Mann, der selbst seit 1991 in der Firma arbeitet. Und wenn das nicht gelingt? „Dann müssen wir uns Gedanken über den nächsten Schritt machen.“ (mz)