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Nicht nur Bier und Zigaretten

Von UNDINE FREYBERG 17.05.2010, 16:35

MERSEBURG/MZ. - "In 98 Prozent der deutschen Haushalte wird mit Alkohol hantiert - bei Feiern, beim Kochen, oft auch im normalen Alltag. Kinder werden damit groß", erzählt Claudia Hammer. Seit einem knappen Jahr ist die 45-jährige Awo-Mitarbeiterin im Saalekreis für die Suchtprävention zuständig. Und dabei geht es nicht nur um Alkohol und Zigaretten, sondern natürlich auch um das Thema Internet und Handy oder auch Schokolade.

"Um Schokolade geht es zum Beispiel wenn ich in Kindergärten zu Gast bin", erzählt die studierte Theaterwissenschaftlerin, die auch schon in der bundesweiten Aids-Prävention gearbeitet hat. Aber auch da frage sie natürlich zum Thema Alkohol. "Zum Beispiel wer was trinkt und was dann passiert." Und da höre sie dann schon ab und zu: Mein Papa trinkt jeden Abend eine Flasche Bier.

Eltern seien beispielsweise auch Vorbild, wenn sie sagen: Ich hatte so einen Stress, ich muss erst mal ein Bier trinken. "Das sind Verhaltensweisen, die Kinder irgendwann übernehmen könnten". Deshalb stelle sie Jugendlichen auch immer Fragen wie: Woran habt Ihr Spaß? Wie bewältigt Ihr Stress? Was macht ihr, wenn Euch langweilig ist? "Denn Sucht hat viel mit Verhalten und Lebenseinteilung zu tun." Deshalb gehe es auch um Fragen wie Vor- und Nachteile des Alkoholtrinkens oder Wie komme ich bei meinen Kumpels an, wenn ich trinke oder nicht trinke, denn oftmals sei der Gruppenzwang nicht unbedeutend.

Ab der 7. Klasse hätten im Durchschnitt zwei oder drei in einer Klasse schon Alkoholerfahrungen. Selbst mancher Zehnjährige habe schon mal Alkohol getrunken. "Und die Schere geht immer weiter auseinander. Es gibt zum Glück immer mehr, die sich gegen Alkohol und Zigaretten entscheiden. Es nimmt aber auch die Zahl derer zu, die sich bewusst betrinken", erklärt Claudia Hammer. Allein 2008 seien im Saalekreis rund 100 Jugendliche unter 18 Jahren im Vollrausch in der Notambulanz gelandet. Oftmals werde das Jugendschutzgesetz unterlaufen. In manchen Läden werde nicht mal nach dem Ausweis gefragt. "Und auch Eltern befördern den Verstoß gegen das Gesetz, wenn sie Kinder Alkohol oder Zigaretten holen schicken. Wahrscheinlich wissen die meisten gar nicht, dass sie sich damit eigentlich strafbar machen", vermutet die resolute Frau.

Um im Saalekreis über Alkohol-, Drogen oder Internetsucht aufzuklären und diese wenn möglich zu verhindern, geht Claudia Hammer nicht nur in Schulklassen, sie veranstaltet auf Wunsch auch Elternabende ("Es ist erschreckend wie ahnungslos manche Eltern sind") und Weiterbildungen für Lehrer.

Claudia Hammer ist unter

Tel. 03461 / 25 92 06 oder per Mail

[email protected] zu erreichen.