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Neues Rathaus in Bad Lauchstädt Neues Rathaus in Bad Lauchstädt: Brandschutzprüfer setzen Verwaltung unter Druck

Von Robert Briest 26.06.2019, 05:00
So könnte der Übergang zwischen altem und neuen Rathaus (gelb) zukünftig aussehen.
So könnte der Übergang zwischen altem und neuen Rathaus (gelb) zukünftig aussehen.  Grafik: BAU-Form Magdeburg/Goethestadt Bad Lauchstädt

Bad Lauchstädt - Plötzlich ging alles ganz schnell. Eigentlich hatte der Stadtrat der Goethestadt bereits vor zwei Jahren beschlossen, das Rathaus in Schafstädt aufzugeben und dafür ein neues Rathaus hinter das alte an den Lauchstädter Markt zu bauen. Doch seither tat sich wenig. Die eigentlich für dieses Jahr eingeplanten Mittel gab der Rat zuletzt frei, um damit die Kostenexplosion bei der Sanierung des Feldgrabens einzudämmen. Zweifel entstanden, ob der Neubau überhaupt noch kommt.

Brandschützer Grund für Eile zum Neubau: Fehlende Brandwege

Doch er kommt. Auf seiner letzten Sitzung gab der noch amtierende Stadtrat am Donnerstag grünes Licht für die Ausschreibung des Baus. Der Grund für die plötzliche Eile ist der Landkreis oder genauer dessen Brandschutzprüfer. Vor fünf Wochen sei der da gewesen, berichtete Bürgermeister Christian Runkel (CDU): „Er hat angedroht, dass er uns die Rathäuser sperrt, wenn in den nächsten drei Jahren nichts passiert.“ Das Problem sei vor allem der fehlende zweite Rettungsweg in beiden Häusern.

Runkel sprach von einer „besonderen Notlage“ durch die Stellungnahme der Brandschutzprüfer. Man müsse nun handeln. Er räumte auch ein, dass zwar für Bodenplatte und Rohbau Geld schon da sei, die gesamten Baukosten aber noch nicht abgesichert seien. Das sei aber kein Problem. Das Rathaus sei eine Pflichtaufgabe für die Stadt, deshalb wäre es für die Kommunalaufsicht auch kein Problem eine Kreditaufnahme für den Bau zu genehmigen.

Gläserne Verbindung zwischen altem und neuem Rathaus

Deren Bedenken hatten mit dafür gesorgt, dass der ursprünglich angedachte Deal mit dem Bauunternehmer Alwin Arens nicht zustande kam. Der wollte der Stadt für 850.000 Euro das derzeit noch als Parkplatz genutzte Grundstück samt fertigem Rathaus verkaufen. Das wird nun deutlich teurer. 1,35 Millionen Euro veranschlagt das beauftragte Architekturbüro.

Einkalkuliert sind dabei die von der Stadt vorgeschlagenen Änderungen gegenüber dem ursprünglichen Entwurf. So soll der Neubau größer ausfallen, um Platz für ein Archiv zu schaffen. Zudem soll eine gläserne Verbindung zwischen altem und neuem Rathaus entstehen, die als zweiter Fluchtweg und barrierefreier Zugang für die obere Etage des Altbaus dienen würde.

Rathausneubau erst, wenn Situation mit Merseburger Landstraße 1 geklärt ist

Läuft alles wie von der Stadt geplant, könnten die Arbeiten im kommenden Jahr beginnen und dann 2022 zunächst die Mitarbeiter aus dem alten temporär ins neue Rathaus umziehen, damit der Altbau saniert werden kann. Erst 2023/24 würde die Goethestadt dann das Rathaus Schafstädt aufgeben. Dort sollen, so erklärte Runkel, Wohnungen entstehen. Im Erdgeschoss blieben Ortsbürgermeisterbüro und Sitzungsraum erhalten.

Der Entschluss zur Vergabe war im Stadtrat nicht unumstritten. Linkenstadtrat Alexander Sorge beantragte erfolglos die Absetzung von der Tagesordnung. Sein Argument: Der Rat hatte sich in der Vergangenheit verständigt, mit dem Rathausneubau erst zu beginnen, wenn geklärt ist, was mit der Merseburger Landstraße 1 (ehemaliger Schuhladen) geschieht. Der gehört der Stadt. Einige Stadträte hatten in der Vergangenheit den Vorschlag ins Spiel gebracht, dort das zweite Rathaus unterzubringen, sollte sich kein Investor finden. Es gäbe einen Interessenten mit fester Kaufabsicht, hieß es dazu in der Vorlage. Das zog Sorge in Zweifel.

Brandschutzprüfer setzt Verwaltung unter Druck und droht mit Schließung 

Runkel erklärte nach der Entscheidung: Natürlich sei die Sache erst sicher, wenn die Unterschrift unter dem Kaufvertrag ist: „Fakt ist aber: Es gibt einen sehr interessierten Investor.“ Demnächst soll der Hauptausschuss über die Verkaufsausschreibung entscheiden. Der Bürgermeister hofft, dass ein Verkauf der Merseburger Landstraße 1 noch im Sommer über die Bühne geht.

Derweil hat der Brandschutzprüfer nicht nur mit künftigen Schließungen gedroht. Schon jetzt müssen die Mitarbeiter für Finanzen und Soziales die oberste Etage im Rathaus Lauchstädt räumen. Die Finanzer ziehen nach dem Sommer ins jetzige Heiratszimmer, in dem mittels Trockenbauwänden zwei Büros entstehen. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf Heiratswillige.

Die bekommen ein kostenloses Upgrade: „Zukünftig werden alle Hochzeiten im Kurpark stattfinden“, versprach Runkel. Die Stadt übernehme die zusätzlichen Gebühren für Blauen Salon, Badehaus und Genscher-Saal. Das ist laut Runkel für die Stadt immer noch günstiger, als externe Büros für die Mitarbeiter anzumieten. (mz)