Neues Album von Purple Schulz Neues Album von Purple Schulz : "So und nicht anders" in Merseburg vorgestellt

MERSEBURG/MZ - Die Duo-Konzerte mit seinem musikalischen Partner August Schrader machen Purple Schulz am meisten Spaß. „Da sind wir ganz dicht bei den Leuten. Große Hallen? Das hatte ich alles. Solche intimen Konzerte gefallen mir besser, die sind sinnlicher“, erzählt der 57-Jährige im MZ-Interview vor dem Konzert am Freitag in der Oelgrube. Da könne man auch die Geschichten besser erzählen. Und davon gibt es jede Menge, denn der verliebte Junge von 1985 ist inzwischen dreifacher Großvater, seine Kinder sind erwachsen (Dominik 21, Ben 24, Larissa „Larry“ 34). „Kindern erzählt man ja Geschichten damit sie einschlafen - Erwachsenen damit sie aufwachen“, sagt der gebürtige Kölner.
Vater litt lange Jahre an Demenz
Aufgeweckt hat er auch Freitag Abend mit seinem aktuellen Album „So und nicht anders“. Er besingt das Leben zwischen Säuglingsstation und Sterbebett in all seinen Facetten. Einer der berührendsten Songs: Fragezeichen. Purple Schulz singt davon wie es ist, wenn einem plötzlich Namen nicht mehr einfallen, man nicht mehr weiß wo man ist, wenn man merkt, dass man vieles vergisst. Er singt hier aus eigener Erfahrung, Sein Vater litt lange Jahre an Demenz.
Sein Song hat für große Resonanz bei der Deutschen Alzheimergesellschaft gesorgt, die das Video, in dem Purple selbst den demenzkranken Mann spielt, auf ihrer Homepage veröffentlicht hat. Purples Gradmesser dafür, ob er das Publikum gepackt hat: „Wenn nach dem Song ’Der letzte Koffer’ niemand klatscht.“ Bei diesem Titel über die letzte Reise waren einige sogar den Tränen nah.
„Wir ticken komplett gleich, denken das Gleiche.“
„Früher hab’ ich all meine Texte allein geschrieben“, erzählt Purple Schulz, der eigentlich Rüdiger heißt und den Spitznamen Purple verpasst bekam, weil er als 13-Jähriger in einem Orgelgeschäft immer Deep-Purple-Songs gespielt hat. „Jetzt hab’ ich zum ersten Mal ein Album mit meiner Frau Eri geschrieben. Das war wunderbar.“ Die beiden sind seit 28 Jahren zusammen. „Wir ticken komplett gleich, denken das Gleiche.“ Und tragen sogar fast die gleichen Brillen. Überhaupt ist Purple Schulz eigentlich ein Familienunternehmen - mit Sohn Dominik macht er ab und zu Musik, der hat aber auch die Filmaufnahmen für die Live-DVD „So ist das live“ gemacht, die in dieser Woche rausgekommen ist. Ben ist Drehbuchautor und Hilft bei den Scripts für die Videos.
Besuch in Merseburg nach Tipp von Ulla Meinecke
Demnächst gibt Purple Schulz sieben Konzerte mit den Zonenrockern. Sein Verhältnis zum Ost-Rock? „Ich hab mal mit Anne Haigis ’Die verlorenen Kinder’ von Silly gecovert, toller Song.“ Tamara Danz (1978-1996) habe er kurz nach dem Mauerfall getroffen. „Da hat sie sich gerade gefragt, wie es unter den neuen Bedingungen musikalisch weitergehen soll.“ Was hält er von Anna Loos als Silly-Frontfrau? „Sie macht das stimmlich verdammt gut. Es sind ja schließlich ganz schön große Fußstapfen, in die sie da getreten ist.“ Den Tipp, unbedingt mal nach Merseburg zu kommen, hatte er übrigens von Sängerin Ulla Meinecke bekommen. „Sie war begeistert von ihren Auftritten hier und von den Leuten“, erzählt der Sänger.
Ein musikalischer Wunsch? „Ich würde gern mal ein Album im Studio von Peter Gabriel im englischen Bath aufnehmen. Ich kenn’ es aus Filmen. Obwohl - das liegt an einer Eisenbahnlinie, wo aller zwei Stunden ein Zug vorbeifährt. Aber da kann man ja Pause machen“, lächelt Purple Schulz, der ein eigenes Studio hat, verschmitzt.