Neuer Blick auf einstige Herrscher
BAD DÜRRENBERG/MZ. - Rund 70 Familien, die einst hier über Generationen gelebt und ihre Spuren rundum als Kulturbringer bis heute hinterlassen haben, sind noch bekannt.
In einer Ausstellung des Hobbyhistorikers Rolf Walker aus Bad Dürrenberg wurden jetzt erstmalig eine Genealogie von rund 20 ausgewählten Familien, die einst hier Höfe, Grund und Boden besaßen und das Sagen hatten, erstellt. Und er verbindet das mit Geschichten und Schicksalen, die so spektakulär sind wie das Leben selbst. Über ein Jahr lang hat Walker an dem Projekt gearbeitet.
Eine Sisyphusarbeit, wie jeder erkennen kann, der die Präsentation "Adel in und um Bad Dürrenberg" im Borlachturm der Salinestadt besucht. Sie kann bis Oktober täglich von 10 bis 16 Uhr besichtigt werden. Walker hat für die Schau mit zahlreichen Vertretern der alten Geschlechter Kontakt aufgenommen und diese um Informationen gebeten. Dabei ist er in der Regel auf Interesse und offene Ohren gestoßen, wie er sagt. Einige Adlige haben sogar ihr Kommen angesagt, um sich die Ausstellung, selbst einmal anzusehen.
Der hartnäckige Geschichtsfan zeigt sich dabei bescheiden. Er wolle nur einen Versuch unternehmen, die Historie der Region etwas näher beleuchten, schreibt der mittlerweile 69-Jährige im Vorwort zu dem kleinen Buch, das er zur Ausstellung gleich mit herausgebracht hat. Und er wolle dabei ein Kapitel aufschlagen, das in der bisherigen Geschichtsbetrachtung wenn auch nicht ganz vergessen so doch noch längst nicht den ihm gebührenden Platz eingenommen hat. Akribisch hat Walker dafür auf 40 Schautafeln aufgelistet, wer, wie, wann mit wem verwandt war und welche Leistungen demjenigen zuzuschreiben und überliefert sind. Die Namen schwirren nur so umher und fördern unglaublich interessante Details und Episoden zutage. Da ist beispielsweise die Familie derer von Wolffersdorf. Von ihr existieren heute insgesamt 14 Linien. Die Familienmitglieder treffen sich noch regelmäßig in Dehlitz in ihrer einstigen Taufkirche. Ihr erster bekannter Vertreter war Gottfried von Wolffersdorf, der laut einer Urkunde aus dem Jahr 1612 mit einem Rittergut belehnt wurde, dessen Gutshaus das noch erhaltene alte Salzamt ist.
Walker verfolgt auch das Leben der Martha von Hohenthal (1856-1913, geborene Gräfin von Pfeill-Ellguth auf Schloss Dölkau. Die adlige Dame war sehr sozial engagiert, wurde Vorsitzende des 1900 gegründeten Vaterländischen Frauenvereins in Merseburg. Und ihr ist auch die erste Gemeindeschwester zu verdanken, die in Dürrenberg eingesetzt wurde. Ihr Mann, Graf von Hohenthal, legte nach ihrem Tod den Grundstein für ein Kinderheim in Bad Dürrenberg, das den Namen seiner Frau erhielt.
Die Präsentation in der Salinestadt, zu deren Besichtigung man etwas Zeit mitbringen sollte, bietet aber auch noch überraschende Entdeckungen am Rande. So ist eine Urkunde des Merseburger Herzogs Moritz Wilhelm zu sehen. In dem historischen Schriftstück, das auf den 11. Februar 1730 datiert ist, geht es um Bestimmungen für das damalige Löschwesen der Stadt. "Hier ist genau aufgelistet, wie viele Hacken und Schaufeln in jedem Haus gegen Feuersbrunst bereit gehalten werden müssen", sagt Walker. "Wir feiern in diesem Jahr das 85-jährige Bestehen unserer Feuerwehr. Aber wie wir hier in der Urkunde sehen, gehen ihre Ursprünge viel weiter zurück. Das Löschwesen gibt es damit in Bad Dürrenberg nachweislich seit fast 280 Jahren."
Die Ausstellung "Adel in und um Bad Dürrenberg" ist bis 31. Oktober dienstags bis freitags von 10 bis 16 Uhr und am Wochenende jeweils von 10 bis 17 geöffnet.